Spielwiese: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Fragen an Graf Ortho
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Flittchen
__TOC__


== Hinweise zum Wort ==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|abwertend: leichtlebige jüngere weibliche Person
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
|''Dieses Mädchen ist ein richtiges Flittchen.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|Nomen: das Flittchen, Worttrennung: Flitt-chen, Aussprache: [ˈflɪtçən]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Das Nomen ist vom heute nicht mehr gebräuchlichen Verb ''flittern'' = ''umherflattern, kichern'' abgeleitet. Später hatte es auch die Bedeutung ''kosen, schmeicheln''.
Der Begriff ''Flittchen'' ist im 18. Jahrhundert entstanden und bezeichnet seitdem ein ''umherflatterndes, leichtes Mädchen''.
|-
|siehe auch:
|[[Flitterwochen]]
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
== Weiterführende Informationen ==
=== Entstehung, Wörterliste ===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|11. Jh. ahd. ''flitarazzen'' (= mit Worten schmeicheln, liebkosen), mhd. ''gevlitter'' (= Gekicher); mhd. flettern (= leise lachen, kichern)
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
|Aus der ahd. und mhd Bedeutung hat sich das (heute nicht mehr gebräuchliche) Verb ''flittern'' im Sinne von ''liebkosen'' entwickelt. Hiervon abgeleitet sind neben ''Flittchen'':
|-
|
|
* Flitterwochen (die, Pluralwort) = Woche nach der Eheschließung, Hochzeitsreise
* Flitterwöchner(in) = Ehemann/-frau auf Hochzeitsreise
*Flitterseite = die Eigenschaft an einem Menschen, die besonders vorteilhaft ist, weswegen man jemanden lieb hat
|-
|
|Das Verb ''flittern'' hat später auch die Bedeutung ''glänzend glitzernd'' angenommen. Hiervon sind verschiedene Nomen abgeleitet:
|-
|
|
*Flitter: = a) glänzender Schmuck, b) billiger wertloser Schmuck
*Flitterglanz = etwas glänzt wie Flitter
*Flittergold = dünnes Messingblech, das als Goldersatz dient
*Flitterkram = wertloses Zeug
*Flitterstaat = festliche, reich verziertes Kleidungsstück
*Flitterstand, Flitterwerk = meist abwertend im Sinne von wertlos gebraucht
|- style="vertical-align:top;"
|'''Ableitungen:'''
| -
|}
=== Unikales Morphem ? ===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Das Morphem ''flitt'' kommt auch isoliert (siehe das Verb ''flittern'') und in anderen Wortbildungen (z. B. ''Flitterwochen'') vor. Es handelt sich daher nicht um ein unikales Morphem.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-rot.jpg]]
|Das Morphem ''flitt'' ist daher<span style="color:red"> '''kein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
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Foxtrott
__TOC__
== Hinweise zum Wort ==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|Tanz
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
|''Vater und Mutter tanzen einen Foxtrott.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|Nomen: der Foxtrott, Trennung: Fox-trott; Plural: die Foxtrotte, die Foxtrotts; Aussprache: [ˈfɔksˌtʁɔt]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Die Entlehnung vom englisch-amerikanischen Wort ''fox-trot'' bedeutet wörtlich ''Fuchsgang'' (englisch ''fox'' = ''Fuchs; trot = Trab / Trott'').
Das engl. ''trot'' bezeichnete eine Gangart bei Pferden, die deutsche Entsprechung ist ''der Trab''.
|- style="vertical-align:top;"
|'''trotten'''
|Daneben kennen wir im deutschen auch die Wörter ''trotten'' und ''der Trott''. Beide Wörter sind auf Umwegen mit dem englischen ''trot = Trab'' verwandt:
|-
| style="text-align:right" |Bedeutung:
|Die '''''Trotte''''' ist ein großes Holzfass, in dem früher die Weintrauben mit den Füßen zerstampft (ausgepresst) wurden. Dieser Begriff war in den rheinischen Weinregionen verbreitet. In anderen Regionen wird es Kelter genannt.
|- style="vertical-align:top;"
|
|Den Wein mit den Füßen auszupressen war früher eine sehr schwere Arbeit. Die Arbeiter stampften schwerfällig und lustlos viele Stunden vor sich hin. So ist die Bedeutung des Verbs '''''trotten''''' und der hiervon abgeleiteten Nomen '''''Trottel''''' entstanden.
|- style="vertical-align:top;"
|
| Das Wort ''Trotte'' ist vom Verb ''treten'' abgeleitet. Das althochdeutsche ''trotōn'' hatte die Bedeutung ''keltern''.
|- style="vertical-align:top;"
| style="text-align:right" |Herkunft:
|Das zugrunde liegende germanische ''trottōn'' gelangte über Italien (lat. ''trotare,'' it. ''trottare'') und Frankreich (frz. ''troter'') nach England. Von dort kam es in der Bedeutung ''Trab'' und später als ''Foxtrott'' wieder zu uns.
|-
|
| Der zweite Wortteil von ''Foxtrott'' ist demnach kein Fremdwort, sondern ein altes germanisches Wort aus dem Weinanbau, das auf vielen Umwegen wieder zu uns gelangt ist.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
== Weiterführende Informationen ==
=== Entstehung, Wörterliste ===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|20. Jh.
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
| -
|- style="vertical-align:top;"
|'''Ableitungen:'''
| Discofox, Slowfox, Swingfox; Foxhound, Foxterrier
|}
=== Unikale Morpheme ? ===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-rot.jpg]]
|Das aus dem englischen stammende Morphem ''fox'' kommt auch isoliert (engl. fox) und in anderen Wortbildungen vor. Es handelt sich daher nicht um ein unikales Morphem.
|-
| colspan="2" |Trotz des historischen Zusammenhangs zu ahd. ''trotōn'' muss die Wortbildung ''Foxtrott'' als Fremdwort betrachtet werden.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-blau.jpg]]
|Das Morphem ''trott'' ist der Gruppe <span style="color:blue">'''sonstiges, Fremdwörter'''</span> zuzuordnen
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
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{{DISPLAYTITLE:frohlocken}}
__TOC__
== Hinweise zum Wort==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|gehoben: in Freude ausbrechen, jubeln
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
|''Mit der Aussicht auf die Geschenke begannen die Kinder zu frohlocken.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
| Verb, Trennung: froh-lo-cken, Aussprache: [fʁoːˈlɔkn̩]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Das niederdeutsche Wort ''löcken'' bedeutet ''hüpfen''. Wer frohlockt, der kann ''vor Freude hüpfen''.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
==Weiterführende Informationen==
===Entstehung, Wörterliste===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|spätmhd. ''vrōlocken''
8. Jh. ahd. ''frō'', mhd. ''vrō'' = mit Freude erfüllt sein
nhd. ''löcken'' = vor Freude hüpfen;
mhd. ''lecken'' = mit den Füßen schlagen
8. Jh. ahd. ''lockō''n, mhd. ''locken ='' durch Lockruf veranlassen, näher zu kommen; hierzu auch ''Lockvogel''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
| -
|- style="vertical-align:top;"
| '''Ableitungen:'''
| -
|}
===Unikales Morphem ?===
'''Verschiedene Bedeutungen zum Grundwort ''frohlocken'''''
# Das Morphem ''lock(en)'' kommt als Ableitung von die ''Locke'' (ahd. loc) in der Bedeutung ''in Locken legen'' vor.
# Das Morphem ''lock(en)'' (ahd. ''lockō''n) kommt in der Bedeutung von jemanden oder ein Tier anlocken
# Das Morphem ''lock(en)'' kommt als Ableitung von dem untergegangenen neuhochdeutschen ''löcken'' (= vor Freude hüpfen), das seinerseits auf mhd. ''lecken'' (= mit den Füßen schlagen) zurückgeführt werden kann.
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Das Morphem ''lock(en)'' im Sinne von ''frohlocken'' kommt weder isoliert noch in anderen Wortbildungen vor.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-gruen.jpg]]
|Das Morphem ''lock'' ist daher<span style="color:green"> '''ein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
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{{DISPLAYTITLE:klitzeklein}}
__TOC__
==Hinweise zum Wort==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|sehr klein
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
|''Der Fehler war nur klitzeklein.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|Adjektiv; Trennung: klit-ze-klein; Aussprache: [ˈklɪt͡səˈklaɪ̯n]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
| umgangssprachlich; das Bestimmungswort ist vermutlich aus ''winzig'' oder vom rheinischen ''klitz = unbedeutend, klein'' abgeleitet.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
==Weiterführende Informationen==
===Entstehung, Wörterliste===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|19. Jh.
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
| -
|- style="vertical-align:top;"
|'''Ableitungen:'''
| -
|}
===Unikales Morphem ?===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Das Morphem ''klitz'' kommt weder isoliert noch in anderen Wortbildungen vor.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-gruen.jpg]]
|Das Morphem ''klitz'' ist daher<span style="color:green"> '''ein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
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krächzen
{{DISPLAYTITLE:krächzen}}
__TOC__
==Hinweise zum Wort==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|Einige Vögel geben heisere Töne von sich. Diese nennen wir ''krächszen''.
|- style="vertical-align:top;"
| '''Beispielsatz:'''
|''Der Rabe krächzt sehr laut.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|Verb; Trennung: kräch-zen; Aussprache: [ˈkʁɛçt͡sn̩]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Das Wort ''krächzen'' ist vom Verb ''krachen'' abgeleitet.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
==Weiterführende Informationen==
=== Entstehung, Wörterliste===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|''Krächzen'' ist eine verstärkende Bildung des Verbs ''krachen''.
frühnhd. ''krachitzen''
mit gleicher Bedeutung: ahd. ''krockezzen'' mhd. krochzen
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
|krächz-krächz, Gekrächz
|- style="vertical-align:top;"
|'''Ableitungen:'''
|Krächzer
|}
===Unikales Morphem ?===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Das Morphem ''krächs'' kommt isoliert in der Reduplikation ''krächz-krächz'' und als Wortbildung in ''Gekrächz, Krächzer'' vor.
Das Morphem ''kräch'' kommt im Plural zum Nomen ''Krach'' (die ''Kräche'') vor.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-rot.jpg]]
|Das Morphem ''kräch(z)'' ist daher<span style="color:red"> '''kein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
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Larifari, larifari
__TOC__
==Hinweise zum Wort==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''1) Larifari:'''
|Geschwätz, Unsinn
|-
| style="text-align:right" |Beispiel:
|''Nach außen wirkte er sehr vernünftig. Aber alles was er sagte war Larifari.''
|-
| style="text-align:right" |Wortinfo:
|Nomen, das Larifari; Trennung: La-ri-fa-ri; Aussprache: [laʁiˈfaːʁi]
|- style="vertical-align:top;"
|'''2) larifari:'''
|oberflächlich, nachlässig
|-
| style="text-align:right" | Beispiel:
|''Gib dir etwas Mühe und mach es nicht so larifari.''
|-
| style="text-align:right" |Wortinfo:
|Adjektiv, nicht steigerbar; Trennung: la-ri-fa-ri; Aussprache: [laʁiˈfaːʁi]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Die Wörter ''larifari'' und ''Larifari'' sind aus dem Italienischen abgeleitet. Dort werden die Noten (bei uns: c, d, e, f, g, a, h, c) mit Silben bezeichnet: do re mi fa sol la si do. Die Tonfolge a, d, f, d ergibt im italienischen la, re, fa, re.
|-
|
| Wenn man im Italienischen eine Melodie mit den Notensilben singt, dann ergibt dies einen unsinnigen Text: ''Larefare''. Im deutschsprachigen Raum wurde die Note ''re'' im Wort ''Larifari'' durch ri ersetzt.
|- style="vertical-align:top;"
|'''Noten:'''
| Mehr Informationen zum Stichwort ''[[Noten]]'' und zu den unterschiedlichen Bezeichnungen findest zu beim Stichwort ''[[Noten]]''.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
==Weiterführende Informationen==
===Entstehung, Wortbildung ===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|it. für die Noten a, d und f = la, re, mi; s. a. Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Solmisation Solmisation]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortbildungen:'''
|mit veränderter Silbenreihenfolge in der Plansprache [https://de.wikipedia.org/wiki/Solresol Solresol]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Ableitungen:'''
| -
|}
===Unikales Morphem ?===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Die Morpheme ''la'' und ''fa'' kommen als Notenbezeichnungen auch im deutschsprachigen Raum vor.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-rot.jpg]]
|Die Morpheme ''la'' und ''fa'' sind daher<span style="color:red"> '''keine unikale Morpheme'''</span>.
|-
| colspan="2" |Das Morphem ''ri'' kommt in der Notenbezeichnung als ''re'' vor. Daher kommt dieses Morphem als in dieser Bedeutung im heutigen Sprachgebrauch nicht isoliert und auch in keinen anderen Wortbildungen vorkommt.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-gruen.jpg]]
|Das Morphem ''ri'' ist daher in diesem Wort und in dieser Bedeutung<span style="color:green"> '''ein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
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{{Quellen Wörter uM}}
----
{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
----
{{DISPLAYTITLE:nachahmen}}
__TOC__
==Hinweise zum Wort==
{| style="width: 100%; vertical-align:top; font-size: 1.2em"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|jemanden möglichst genau nachmachen, in seinem Verhalten, seinen Eigenarten oder das, was jemanden typischer Weise ausmacht.
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
| ''Der Kabarettist konnte den bekannten Politiker perfekt nachahmen.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|schwaches Verb, trennbar: ich ahme nach, du ahmst nach, er ahmt nach ..., wir haben nachgeahmt
Trennung: nach-ah-men; Aussprache: [ˈnaːxˌʔaːmən]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Die Geschichte dieses Wortes geht bis auf die Griechen zurück.
|-
|
|Das griechische Wort ámē (ἄμη) bedeutet ''Eimer'' oder ''Schaufel''.
Bei den Römern wurde aus dem ''Eimer'' ein ''Fass''.
Dieses ''Fass'' wurde später ein Maß für Wein: lateinisch ama = ''ein Fass Wein.''
|-
|
|Im Mittelalter wurde das lateinische Wort (''ama'') in die mittelhochdeutsche Sprache übernommen.
Dabei veränderte sich die Bedeutung: 
Das mittelhochdeutsche Wort ''āme'' steht nun allgemein für ein Flüssigkeitsmaß (und nicht nur für eine bestimmte Menge Wein).
|-
|
|Das zugehörige Verb ''āmen'' bedeutete ''normen, nachmessen'' und später ''nachmessend gestalten''.
Von hier aus war es dann nur noch ein kleiner Schritt von ''nachmessen'' zu der übertragenen Bedeutung ''nachmachen''.
|-
|
|Das mittelhochdeutsche Verb ''āmen'' gibt es heute nicht mehr. Es ist nur noch in der Verbindung mit der Vorsilbe (Präfix) ''nach'' (also ''nachahmen'') erhalten geblieben.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
==Weiterführende Informationen==
===Entstehung und Wortbildung===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Entstehung:'''
|gr. ámē (ἄμη) = Schaufel, Eimer; lat. ama = (Wein)maß;
mhd. āme, (md.) ōme = (Flüssigkeits)maß; mhd. āmen = eichen, nachmessen
|-
| style="vertical-align:top;" |'''Wortbildungen:'''
|[https://www.dwds.de/wb/nachahmen nachahmen]
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |Adjektive:
|[https://www.dwds.de/wb/nachahmbar nachahmbar], [https://www.dwds.de/wb/nachahmenswert nachahmenswert], [https://www.dwds.de/wb/nachahmungswürdig nachahmungswürdig], [https://www.dwds.de/wb/unnachahmbar unnachahmbar], [https://www.dwds.de/wb/unnachahmlich unnachahmlich]
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |Nomen:
|[https://www.dwds.de/wb/Nachahmermedikament Nachahmermedikament], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmerpräparat Nachahmerpräparat], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmerprodukt Nachahmerprodukt], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmung Nachahmung], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmungseffekt Nachahmungseffekt], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmungstat Nachahmungstat], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmungstäter Nachahmungstäter], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmungstrieb Nachahmungstrieb], [https://www.dwds.de/wb/Naturnachahmung Naturnachahmung]; [https://www.dwds.de/wb/Schallnachahmung Schallnachahmung]
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |Personen:
|[https://www.dwds.de/wb/Nachahmer Nachahmer], [https://www.dwds.de/wb/Nachahmerin Nachahmerin]
|}
===Unikales Morphem?===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
| colspan="2" |Das Morphem ''ahm'' kommt in dieser Bedeutung nicht isoliert und nur in der Wortbildung ''nachahmen'' und in keiner weiteren Wortbildung vor. Das mittelhochdeutsche Verb ''āmen'' ist ausgestorben.
|-
| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-gruen.jpg]]
|Das Morphem ''ahm'' ist daher<span style="color:green"> '''ein unikales Morphem'''</span>.
|-
|}
[[#top | Seitenanfang]]<br>
===Belege, Quellen===
{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
__INDEX__
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Mischpoke
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffff00;font-size: 1.2em"
|Mein Vater hat bald Geburtstag. Er hat gesagt, dass er nicht feiern will. „Da kommt doch nur die ganze Mischpoke um sich satt zu futtern.“ Ich hab ihn gefragt, was eine ''Mischpoke'' ist. Das wusste er aber auch nicht. Meine Lehrerin hat nur gesagt, dass man das heute nicht mehr sagen soll. Lieber Graf Ortho: Was ist denn nun eine ''Mischpoke''?
|-
|}
{| style="width: 100%; text-align: right"
|Karl, Klasse 2, Telgte
|-
|E-Mail von Karls Vater (im Auftrag von Karl).
|-
|}
__TOC__
==Diskussion==
{| style="width: 100%; vertical-align:center; font-size: 1.2em"
|-
| style="width: 10%" |[[file:Bi-GO-Wort.jpg | 120px | link=Herr Wort|Herr Wort]]
|Lieber Karl, schön, dass du so neugierig bist und wissen willst, was unbekannte Wörter bedeuten.
Deine Lehrerin hat ganz recht. Dieses Wort ist veraltet und wird heute nicht mehr benutzt. Es bezeichnet abfällig die Familie bzw. die Verwandtschaft.
|-
|[[file:Bi-GO-Alt.jpg | 120px |link=Herr Alt|Herr Alt]]
|Das Wort haben wir über viele Umwege aus der hebräischen Sprache übernommen. Dort heißt es ''mišpāḫāh;'' das sprechen wir mischpacha aus. Das ''ch'' wird wie in dem Wort ''Bach'' gesprochen und das ''a'' am Wortende wird betont. Es hat - wie Herr Wort schon gesagt hat - die Bedeutung ''Familie'' bzw. ''Verwandtschaft''. Allerdings wird es im Hebräischen ganz neutral verwendet.
|-
|
|Bei uns ist das Wort über die Gaunersprache (= Rotwelsch) in die deutsche Sprache gelangt. Bei uns wird das Wort ''abfällig'' und ''abwertend'' benutzt. Daher wird es von vielen auch als beleidigend und diskriminierend empfunden. Das ist der Grund, warum es heute nicht mehr verwendet werden soll.
|-
|[[file:Bi-GO-Ortho.jpg | 120px |link=Graf Ortho|Graf Ortho]]
|Also, lieber Karl: Weg mit dem Wort! Das braucht heute keiner mehr und du brauchst es dir auch nicht zu merken.
Viel wichtiger aber ist: Bleib weiterhin neugierig und frage, frage, frage. Wie heißt es doch so schön: „''Wer nicht fragt, bleibt dumm!''“ Und dumm bist du ganz bestimmt nicht.
|}
{| style="width: 100%"
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
|[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
{| style="width: 100%; "
|-
|<u>Nachtrag:</u> Einige Wochen später kam eine weitere E-Mail von Karls Vater: Er hat seinen 40. Geburtstag dann doch mit der ganzen „Sippschaft“ gefeiert und wäre fast im Boden versunken - wie er schrieb - als Karl seinen Onkel gefragt hat: „Bist du auch ein Mischpoke?“. Daraufhin hat er a) sich fest vorgenommen das Wort nie mehr zu benutzen und b) in Zukunft mit Karl zusammen seinen neugierigen Fragen auf den Grund zu gehen.
|- style="text-align: right"
|(Frei zitiert aus der 2. E-Mail von Karls Vater)
|-
|}
==Hinweise zum Wort==
<div style="text-align:left; margin:0 auto; font-size: 1.2em">
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
|'''Alternativen:'''
|Mischpoche, Muschpoke
|-
| style="width: 15%; vertical-align:top;" |'''Bedeutung:'''
|Familie, Verwandtschaft; wird meist abwertend verwendet: üble Gesellschaft, unangenehme Leute
|- style="vertical-align:top;"
|'''Beispielsatz:'''
|''Seine ganze Mischpoke kam zur Geburtstagsfeier.''
|- style="vertical-align:top;"
|'''Wortinfo:'''
|Nomen: die Mischpoke (kein Plural); Trennung: Misch-po-ke; Aussprache: [mɪʃˈpoːkə]
|- style="vertical-align:top;"
|'''Herkunft:'''
|Das Wort ist erst Anfang des 19. Jahrhunderts in die deutsche Umgangssprache aus der jiddischen Sprache (''mischpoche'') übernommen worden.
|-
|'''Verwendung heute:'''
|Da das Wort in der Regel aus der hebräischen Sprache abgeleitet und hierzulande meist abwertend verwendet wurde, wird es als diskriminierend empfunden und wird heute nicht mehr verwendet.
|- style="vertical-align:top; text-align:center;"
| colspan="2" |[[File:Pik-Linie.jpg]]
|-
|}
</div>
==Weiterführende Informationen==
===Herkunft, Entstehung===
{| style="width: 100%; vertical-align:top;"
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |'''Hebräisch:'''
|Im hebräischen und jiddischen hat das Wort ''mišpāḫāh'' (gespr. [mɪʃpaˈxaʔ], geschr. מִשׁפָּחָה)‎  eine neutrale Bedeutung als ''Familie'' auch ''Sippe, Sippschaft, Verwandtschaft''.
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |'''Jiddisch:'''
|Die jiddische Sprache ist im Mittelalter aus der mittelhochdeutschen Sprache entstanden. Sie hat Elemente aus verschiedenen Sprachen übernommen, so z. B. aus dem Aramäischen und Hebräischen sowie romanischen und slavischen Sprachen.
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |'''Rotwelsch:'''
|Rotwelsch nennt man seit dem Mittelalter die Sprache der Gauner, Landstreicher und Bettler. Das jiddische ''mischpoche'' wurde ins Rotwelsche als ''Mischpoke'' übernommen.
|- style="vertical-align:top"
| style="text-align:right" |
'''Hochdeutsch:'''
|Nach der Übernahme des Wortes Mischpoke (in Österreich auch Mischpoche) in die hochdeutsche Sprache wandelte sich die Bedeutung. Zunächst wurde es nur abwertend auf Gauner und Bettler, dann allgemein abwertend auf Mitglieder der Familie und Verwandte angewendet.
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| style="text-align:right" |'''heute:'''
|Wegen seiner Herkunft aus der hebräischen Sprache wird das Wort heute von Personen jüdischen Glaubens als diskriminierend empfunden. Es wird daher nicht mehr verwendet.
|}
===Unikales Morphem ?===
{| class="wikitable" style="width: 100%; background-color:#ffffcc; vertical-align:top;"
|-
| colspan="2" |Das Wort ''Mischpoke'' kann als Fremdwort betrachtet werden. Die Morpheme ''misch'' und ''pok(e)'' müssen dann der Gruppe „sonstiges“ (Fremdwörter) zugeordnet werden.
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| colspan="2" |Aufgrund der frühen Übernahme ins Jiddische und Rotwelsche und vor allem aufgrund der angepassten Schreibung können die Morpheme ''misch'' und ''pok(e)'' als unikale Morpheme betrachtet werden. Diese kommen nicht isoliert und auch in keiner Wortbildung vor.
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| style="width: 3%;text-align:left;" |[[File:Pik-Kreis-gruen.jpg]]
|Die Morpheme ''misch'' und ''pok(e)'' sind daher<span style="color:green"> '''unikale Morpheme'''</span>.
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===Belege, Quellen===
{{Quellen Wörter uM}}
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{{WörterABC-Tabelle}}
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Version vom 6. September 2024, 16:02 Uhr