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Aus Fragen an Graf Ortho
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Flohmarkt, Kuh, selig, geschehen, Floh, fähig


Geräusch, Gebäude, Geländer, gucken, Gewitter, kriegen


Wörter, für die noch keine Texte erstellt wurden:

hopphopp, hopplahopp, hopsala, hopsasa,

hoppla, hoppela - hopsa, hopsala, Simsalabim,

neu in uM-Liste aufnehmen Pinkepinke, Abrakadabra, Simsalabim,


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#REDIRECT [[Stichwort]]

Notizen

xxxxxxxxxxxxxxxxxxx Stichwort selig xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Hinweise zum Stichwort selig: Bedeutung ahd. glücklich; hierzu das Nomen ahd. sālida (8. Jh.), mhd. sælde ‘Güte, Wohlgeartetheit, Segen, Heil, Glück (von Gott), himmlische Seligkeit (Zitat DWDS) Es könnte sein dass selig nicht mit zwei ee geschrieben wird, da es vom Nomen abgeleitet ist. Hier folgen auf das lang gesprochene [e:] zwei Konsonanten, daher keine Vokalverdopplung. https://www.dwds.de/wb/selig

xxxxxxxxxxxxxxxxxx Redirekt muss noch erstellt werden xxxxxxxxxxxxxxx

#RedirektWiegen bewegen, Wiege


xxxxxxxxxxxxxxxxx Hinweise zum Wort - Gast vs. Gästin - xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Gästin: Wörterbuch Grimm - weiblicher gast, wenig gebraucht, doch schon ahd. kestîn hospita Graff 4, 269, ziemlich oft mhd. gestinne, gestîn; s. dazu gast 11 in weiblichem gebrauch.

Beispiele Johann Christian Guenther (1717) Im Namen anderer

Das Blog-Magazin (Was bedeutet Gästin)

Kurt Tucholsky: Manchmal nach dem Essen - Quelle 1, Quelle 2

Duden-Verlag



geben und nehmen

  • "Geben ist seliger als nehmen." - Apostelgeschichte 20,35

Ein bekanntes Bibelzitat aus dem Neuen Testament lautet „Geben ist seliger als nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,35). Die Bedeutung dieser Redewendung ist: Jemandem helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, großzügig sein, sich nicht egoistisch verhalten. Etwas abzugeben und zu teilen wird als moralische Verpflichtung im Christentum gesehen.

Wie ist es mit der Moral, die in den Begriffen geben und nehmen steckt, bestellt? Lässt sich die Entwicklung an der Häufigkeit des Gebrauchs dieser beiden Begriffe zeigen? Eine Analyse unter Zuhilfenahme der Korpora des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) könnte hier Aufschluss bieten:

geben nehmen.

Bi-W-G geben-zeitungskorpora 1946-2024.jpg

Bi-W-G nehmen-zeitungskorpora 1946-2024.jpg

Die beiden Diagramme geben die relative Häufigkeit der Wörter geben und nehmen wieder, die in der Zeitungskorpora des DWDS erfasst werden. Die relative Häufigkeit setzt die Anzahl aller in der Korpora erfassten Wörter in eine Beziehung zu den Wörtern geben und nehmen.
Abgesehen von der Zeitschrift Neues Deutschland, deren Ausgaben ab 1946 in die Auswertung mit einfloss, sind die meisten ostdeutschen regionalen Zeitschriften erst nach 1995 in den Zeitungskorpus des DWDS aufgenommen worden. Darunter sind 8 regionale ostdeutsche Zeitungen und 14 überregionale Zeitschriften, die nach 1992 ihr Einzugsgebiet auf die ostdeutschen Länder ausgedehnt haben. Einen signifikanten Einfluss hat diese Ausweitung bezüglich des Vorkommens der Wörter geben und nehmen nicht gehabt.
Vom Ausgangswert 966.83 im Jahr 1948 sinkt die Häufigkeit bis 2024 fast kontinuierlich auf 844.30 ab. Vom Ausgangswert 619.72 im Jahr 1946 steigt die Häufigkeit bis 2024 fast kontinuierlich auf 1002.79 an.

1. Fazit: Das Wort geben kommt in Zeitungstexten im Zeitraum von 1949 bis 2025 immer seltener vor. Der Abfall beträgt 13 Prozent. Dagegen kommt das Wort nehmen in diesem Zeitraum immer häufiger vor. Die Zunahme beträgt 62 Prozent. Interessant ist die Frage, ob es eine wissenschaftlich belegbaren Zusammenhang zwischen einem Verfall der Moral des Gebens und der Häufigkeit des Vorkommens dieses Grundwortes in der deutschen Alltags-Schriftsprache gibt. Analog hierzu die Bedeutung der Zunahme des Wortes nehmen.

Es gibt zwei Abweichungen von dieser allgemeinen Tendenz:
1. Abweichung 1988 - 1991
1988 = 761 bis 1990 = 913 1988 = 705 bis 1991 = 1116
Die erste Abweichung fällt in eine Zeit beginnend mit der Wahl von M. S. Gorbatschows in der Sowjetunion über die friedliche Revolution in der DDR bis zur Deutschen Wiedervereinigung. Der Abwärtstrend beim Gebrauch des Verbs geben wurde gestoppt und erreichte die Häufigkeit des Gebrauchs in deutschsprachigen Zeitschriften der den Stand vor dreißig Jahren (1959 =921). Danach pendelte sich der Frequenzwert auf dem Niveau von 1970 ein.
Gleichzeitig stieg der Gebrauch des Wortes nehmen sprunghaft an. Nachdem dieser vierzig Jahre lang weitgehend auf niedrigen Niveau verharrt hatte stieg der Frequenzwert des Wortes nehmen innerhalb von zwei Jahren um über fünfzig Prozent.
2. Abweichung 2019 - 2020
2019 = 773 bis 2020 = 889 2019 = 892 bis 2020 = 1026
Die zweite Abweichung ließ sich in der Zeit der Anfangsphase der Coronapandemie beobachten. Auch hier stieg die Verwendung der Wörter geben und nehmen in deutschsprachigen Zeitschriften im Vergleich zu den Vorjahren deutlich an (beide Wörter um 15 Prozent).
2. Fazit: Es ist keine neue Erkenntnis, dass sich unsere Sprache kontinuierlich weiterentwickelt. Besondere gesellschaftliche Ereignisse und Einschnitte führen auch in der Sprache zu Veränderungen. Neue Wörter werden in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen und andere verschwinden. Interessant ist, dass diese Veränderungen in den Jahren 1988/1991 bzw. 2019/2020 an auch für einzelne Wörtern nachweisbar ist und dass die Wörter geben und nehmen für die beiden Ereignisse Deutsche Wiedervereinigung und Coronapandemie offensichtlich eine bedeutende Rolle spielten (vermutlich weniger im biblischen Sinn).
In den Jahren 1988 bis 1991 ist die Zunahme des Wortes nehmen sehr deutlich größer (rd. 58 Prozent) als für das Wort nehmen (rd. 20 Prozent). Hier hat offensichtlich der biblische Spruch geben ist seliger als nehmen keine große Rolle gespielt. Ganz anders könnte es in der Zeit 2019 bis 2021 während der Coronapandemie gewesen sein. Hier ist der Anstieg bei beiden Wörtern gleich (rd. 15 Prozent).

Ergänzung zu den Quellen

geben und nehmen: DWDS – Verlaufskurven, Basis: DWDS-Zeitungskorpus; Auswertung der Wörter: geben und nehmen.

Anmerkung zur Auswertung des DWDS-Zeitungskorpus: Der Zeitungskorpus des DWDS umfasste 1946 bis 1990 fünf deutschsprachige Zeitschriften (Berliner Zeitung, Neues Deutschland, Die ZEIT, SPIEGEL Print, taz). In den hier bedeutsamen Jahren 1988-1991 kam nur die Nürnberger Zeitung hinzu, die nicht den großen Sprung bei den ausgewerteten Wörtern geben und nehmen ausmachen kann. Dieser Zeitungskorpus wurde 1990 bis 2000 um 23 weitere Zeitungen erweitert. Darunter waren auch die auflagenstarken ostdeutschen Zeitschriften Leipziger Volkszeitung und die Thüringer Allgemeine sowie zehn große westdeutsche Zeitungen, die nun auch in den ostdeutschen Bundesländern verfügbar waren, z. B. Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, BILD, Die Welt. Zwischen 2001 und 2019 wurden 21 weitere Zeitungen in die Zeitungskorpora des DWDS aufgenommen. Ein Einfluss der in Ostdeutschland erscheinenden Zeitschriften auf die Häufigkeit der Wörter geben und nehmen im Vergleich zu westdeutschen Zeitungen oder Zeitungen aus Österreich und der Schweiz kann nicht nachgewiesen werden.