Info - Wörter mit ie
Zurück zur Themenseite: Wörter mit ie |
Einführungstext fehlt noch
Rechtschreibregeln
Die Schreibung ie für den lang gesprochenen Vokal [i:] wird im Paragraphen 1 des amtlichen Regelwerks der deutschen Rechtschreibung als die grundlegende Schreibung in einheimischen Wörtern angegeben: |
§ 1 Als grundlegend im Sinne dieser orthographischen Regelungen gelten die folgenden Laut-Buchstaben-Zuordnungen. |
[...] |
[i:] ie - (in einheimischen Wörtern:) Liebe, Dieb |
[i:] i - (in Fremdwörtern:) Diva, Iris, Krise, Ventil |
[...] |
Im Kapitel 1.3 (“Besondere Kennzeichnung der langen Vokale”) werden zu dieser grundlegenden Laut-Buchstaben-Zuordnung an drei Stellen Ausnahmen angegeben: |
§ 10 Wenige einheimische Wörter und eingebürgerte Entlehnungen mit dem langen Vokal [i:] schreibt man ausnahmsweise mit i. |
Dies betrifft Wörter wie: |
dir, mir, wir; gib, du gibst, er gibt (aber ergiebig); Bibel, Biber, Brise, Fibel, Igel, Liter, Nische, Primel, Tiger, Wisent |
E: Zu unterscheiden sind gleich lautende, aber unterschiedlich geschriebene Wörter wie: |
Lid - Lied; Mine - Miene; Stil - Stiel; wider - wieder |
Fremdwort Suffixe: |
§ 11 Für langes [i:] schreibt man ie in den fremdsprachigen Suffixen und Wortausgängen -ie, -ier und -ieren. |
Dies betrifft Wörter wie: |
Batterie, Lotterie; Manier, Scharnier; marschieren, probieren |
Besonderheit ih und ieh: |
§ 12 In Einzelfällen kennzeichnet man die Länge des Vokals [i:] zusätzlich mit dem Buchstaben h und schreibt ih oder ieh. |
Im Einzelnen gilt: |
(1) ih steht nur in den folgenden Wörtern (vgl. § 8): |
ihm, ihn, ihnen; ihr (Personal- und Possessivpronomen), außerdem Ihle |
(2) ieh steht nur in den folgenden Wörtern (vgl. § 6): |
fliehen, Vieh, wiehern, ziehen |
Zu ieh in Flexionsformen wie befiehl (zu befehlen) siehe § 8 E2. |
Verteilung der Wörter mit ie
Erläuterung zu den Diagrammen 3 und 4 fehlen noch.
Die Laute [i:] und [i] können durch die Buchstabenfolge ie oder i wiedergegeben werden. Betrachtet man die deutschen Wörter (einschl. Lehnwörter) im Vergleich zu Fremdwörtern, so sind diese Laute ganz unterschiedlich verteilt. Für die folgenden vier Diagramme wurde der Wortschatz der Grundwörter der deutschen Gegenwartssprache basierend auf dem Wortfamilienwörterbuch von Gerhard Augst(Augst) ausgewertet.
Die ersten beiden Diagramme zeigen die Auswertung der deutschen Wörter. In 5 Prozent kommt die Buchstabenfolge ie, gesprochen als [i:]. In 14,5 Prozent der Wörter wird der Buchstabe i für den Laut [i] und in 0,5 Prozent für den Laut [i:] geschrieben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (siehe hierzu die Beispiele im Kap. Rechtschreibregeln. § 10 und § 12) gilt demnach die Regel: Wird der Laut [i:] lang gesprochen, schreiben wir ie, wird der Laut [i] kurz gesprochen, schreiben wir i.
Für Schüler*innen sind jene Wörter rechtschriftlich problematisch, die mit langem [i:] gesprochen aber nur mit i oder ih geschrieben werden. Dies betrifft
- Personalpronomen: ihm, ihn ihr und ihnen; sowie dir und mir
- Tiernamen (in der Regel Lehnwörter), wie z. B. Bernhardiner, Biber (ahd. bibar < germ.), Bisam(ratte) (ahd. bisamo < lat. < hebr.), Hermelin (ahd. harmilo), Igel (ahd. igil < griech), Kaninchen (mnd. kanīn(e)ken < afrz. < lat.), Nilpferd, Tiger (ahd. tigirtior < lat. < griech. < iran.), Wisent (ahd. wisunt, < lat./russ. < germ.). Alle anderen Tiernamen werden regelhaft mit ie ([i:], z. B. Biene, Fliege, Stier) oder i ([i], z. B. Hirsch, Fisch, Sperling)
- Wortpaare, die zur Unterscheidung mit i bzw. ie geschrieben werden: Lied - Lid, Miene - Mine, Stiel - Stil, wieder - wider; daneben gibt es auch Wortpaare, bei denen ie und i nicht der Unterscheidung dienen. Dies sind in der Regel Wortpaare mit einem deutschen und einem Fremdwort, z. B. Fieber - Fiber (Fremdw.), Fiedel - fidel (Fremdw.) Siegel - Sigel (Fremdw.).
Das dritte Diagramm zeigt die Verteilung des Buchstabens i gesprochen als [i] oder [i:] bei Fremdwörtern. Auch hier wurde für die Analyse der Wortschatz der Grundwörter aus dem Wortfamilienwörterbuch von Gerhard Augst zugrunde gelegt. Im Vergleich zu den deutschen Wörtern kommt der Buchstabe i in Fremdwörtern sehr viel häufiger vor. Interessant ist, dass der Anteil der Wörter, die mit ie geschrieben werden sehr hoch ist. Dies liegt vor allem an den Endungen -ie, -ier, -iert und -ieren (siehe hierzu das vierte Diagramm). Bei Wörtern mit ie im Wortinneren wird diese Buchstabenfolge - von wenigen Ausnahmen abgesehen - getrennt gesprochen. Beispiele [i_e]: Ferien, Hygiene, Karies, Klient, offiziell, Orient, Patient, speziell; französische Wörter mit ieu [i̯-ø]: Ingenieur, Interieur, Milieu; nur sehr selten [i:]: hieven, Paradies, Radieschen.
Für die Analyse des vierten Diagramms wurde die Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo des Instituts für deutsche Sprache (IDS) mit rd. 326.946 Wörtern ausgewertet (Stand 12.2022). In dieser Datenbank sind rd. 40.650 Wörter mit ie (12,4 %) verzeichnet. In diesem Diagramm werden Suffixe mit i (deutsche Suffixe ig und lich, Fremdwortsuffix ik) und die Fremdwortsuffixe mit ie (ie, ier, iert, ieren) gegenübergestellt. In der Regel sind die Fremdwortsuffixe an der Betonung auf der letzten Silbe als solche zu erkennen, z. B. Nomen mit -ie: Batterie, Galerie, Geologie; Nomen mit : Klavier, Papier, Turnier; Adjektive mit -iert: kompliziert, raffiniert, versiert; Verben mit -ieren: addieren, delegieren, demonstrieren, exportieren. Die deutschen Suffixe -lich und -ig werden hingegen nicht auf der letzten Silbe betont, z. B. ärgerlich, freundlich, höflich; artig, häufig, ruhig. Die Verteilung der Suffixe variiert sehr stark, je nachdem welcher Wortschatz untersucht wird. In Wörterbüchern dominieren häufig Nomen Endungen von Fremdwörtern. Untersucht man die Webkorpora häufig besuchter deutscher Internetseiten, dominieren die Endungen lich(= 33 %) und ig (= 22 %).
Wörterlisten
Verben mit ie
xxxyyyzzz
germanisch | ahd. | mhd. | Verb | Vergangenheitsformen | Wörter mit o/ö | Wörter mit u/ü |
---|---|---|---|---|---|---|
*beuga | biogan | biegen | biegen | bogen, gebogen | der Bogen, die Bögen | der Bug, die Bucht, bücken, der Bügel |
*beuda | biotan | bieten | bieten | boten, geboten | das Gebot, das Angebot | |
*fleuga | fliogan | vliegen | fliegen | flogen, geflogen | die Flocke | der Flug, der Flügel |
*fleuha | fliohan | vliehen | fliehen | flohen, geflohen | der Floh | die Flucht |
*fleuta | fliozan | vliezen | fließen | flossen, geflossen | (er ist) flott, die Flosse | der Fluss |
*freusa | friosan | vriesen | frieren | froren, gefroren | der Frost | |
*neutan | nioʒan, ginioʒan | (ge)nieʒen | genießen | genossen, genossen | der Genuss | |
*geuta | giozan | giezen | gießen | gossen, gegossen | die Gosse | der Guss, der Aufguss |
*greuga | kri ochan | kri echen | kriechen | krochen, gekrochen | ||
*reuka | riohhan | riechen | riechen | rochen, gerochen | der Geruch | |
*skeuba | scioban | schieben | schieben | schoben, geschoben | der Schub, der Schubs, die Schaufel | |
*skeuta | skiozan | schiezen | schießen | schossen, geschossen | das Geschoss | der Schuss, der Schütze |
*sleuta | sliozan | sliezen | schließen | schlossen, geschlossen | das Schloss, der Schlosser | der Schluss, der Schlüssel |
*seuþan | siodan | sieden | sieden | sotten/siedeten, gesotten | der Sod, das Sodbrennen | der Sud |
*spreuta | spriozan | spri ezen | sprießen | sprossen, gesprossen | der Spross, der Sprössling, die Sprosse | |
*steuban | spiln, spilen | stieben, stiuben | stieben | stoben, gestoben | der Staub | |
*dreupan | triofan | triefen | triefen | troffen/tröffen, getroffen | der Tropfen | die Traufe, träufeln |
*þreutan | firthrioʒan | verdrieʒen | verdrießen | verdrossen, verdrossen | der Verdruss | |
*fraleusan | firliosan | verliesen | verlieren | verloren, verloren | der Verlust | |
*teuha | ziohan | ziehen | ziehen | zogen, gezogen | ungezogen sein, zögern, der Zögling | der Zug, die Zucht, der Zügel |
xxxyyyzzz
Verb | ahd. | mhd. | gem. |
---|---|---|---|
dienen | thionōn | dienen | *þewanōn |
schmiegen | gismiogan | smiegen | *smeuga |
schmieren | smirwen | smirwen | *smierwijan |
ziemen | zeman | zemen | *tēma |
lieben | liobōn, liuben | lieben | *lie uba |
xxxyyyzzz
ie-Wort | Verweis | ahd. | mhd. | Herkunft |
---|---|---|---|---|
kriegen | sh. Krieg | krieg | kriec, krieg | Herkunft unklar |
mieten | sh. Miete | mieta | miete | germ. *mizdō |
niesen | sh. Nummer | ital. numero | ||
rieseln | sh. Reise | reisa | reise | germ. *reisō |
schielen | sh. scheel | skelah | schelch, schel, schelwe | germ. *skelha- |
schmieden | sh. Schmied | smid | smit | germ. *smiþa- |
siedeln | sh. sitzen | sizzan | sitzen | germ. *setjan |
spielen | sh. Spiel | spil | spil | westgerm. *spila- |
verschließen | sh. schließen | slioʒan | slieʒen | germ. *sleutan |
versiegen | sh. siegen | sīgan | sīgen | unterg. Verb |
vollziehen | sh. ziehen | ziohan | ziehen | germ. *teuhan |
wiegeln | sh. wägen |
wegan |
wegen | germ. *wega |
zieren | sh. Zier | zierī | ziere | germ. *tērīn |
xxxyyyzzz
Verb | Jahrhundert | Bemerkung |
---|---|---|
fiepen | 19. Jh. | lautmalend |
fieren | 16. Jh. | ndd. vīren, Seemannssprache |
grienen | 19. Jh. | ndd. Form von greinen (ahd. granōn |
kieken | 16. Jh. | ndd. kīken, ab 19. Jh. umgangssprachlich |
klieren | 19. Jh. | Herkunft unklar |
liefern | 14. Jh. | Kaufmannstsprache, afrz. livrer |
nieseln | 18. Jh. | Herkunft unklar |
piepen | 17. Jh. | sh. piep |
piepsen | 17. Jh. | sh. piep |
piesacken | 18. Jh. | nd. pisacken |
quieken | 16. Jh. | lautmalend |
quietschen | 17. Jh. | sh. quieken 16. Jhd. |
schniefen | 17. Jh. | sh. schnauben |
schniegeln | 17. Jh. | omd. Schniegel |
schwiemeln |
15. Jh. |
mnd. swimelen |
sieben | 15. Jh. | sh. Sieb, ahd. sib |
triezen | 16. Jh. | ndd. Herkunft unklar |
wiehern | 15. Jh. | schallnachahmend, ahd. wihōn |
wienern | 19. Jh. | Soldatensprache |
ziepen | 16. Jh. | lautmalend |
Nomen, Adjektive, sonstige
xxxyyyzzz
Fremdwortsuffixe
xxyyzz
Belege/Quellen
Rechtschreibregeln: amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung (1918) |
Wörterlisten: Augst |
Diagramme:
Die Analysen der Grundwörter basieren auf dem Wortfamilienwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache von Gerhard Augst, (1998)/ (2009). Die Grundwörter dieses Wortschatzes wurden für die Analyse um weitere und vor allem neuere relevante Grundwörter ergänzt. In Zweifelsfällen wurden drüber hinaus verschiedene Wörterbücher des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache sowie die nicht werbefreien Wörterbücher educalingo und das Duden-Online-Wörterbuch verwendet.
Für die Analyse wurde die Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo des Instituts für deutsche Sprache (IDS) mit rd. 326.946 Wörtern ausgewertet (Stand 12.2022). In dieser Datenbank sind rd. 40.650 Wörter mit ie (12,4 %) verzeichnet.