Hinweise zum Wort überkandidelt
Bedeutung:
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salopper Ausdruck: überspannt, übertrieben extravagant, ein bisschen verrückt
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Beispielsatz:
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Mit den künstlichen Perlenketten um ihren Hals wirkte sie ziemlich überkandidelt.
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Wortinfo:
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Adjektiv: überkandidelt, überkandidelter, am überkandideltsten
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Worttrennung: über-kan-di-delt; Aussprache: [ˈyːbɐkanˌdiːdl̩t]
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Herkunft:
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Das Wort kandidelt (kandidler, am kandidelsten) kommt aus der niederdeutschen Mundart und bedeutet lustig, munter. Eine Bedeutungsverstärkung ist överkandidelt = übergeschnappt, ein bisschen verrückt.
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Dieses niederdeutsche Adjektiv kandidel ist vermutlich vom lateinischen candidus (= heiter, glücklich) abgeleitet. Angelehnt an das lautmalende dideldum, dideldei (= fröhliche, heitere Melodie) wurde candidus zu kandidelt und schließlich zu überkandidelt.
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Weiterführende Informationen
Entstehung:
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nd. överkandidelt zu nd. kandidel (= heiter, lustig); 19. Jh.
abgel. von lat. candidus (= glänzend, weiß; heiter, glücklich
auch angelehnt an dideldum, dideldei (= fröhliche Melodie)
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Wortbildungen:
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überkandidelt
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Grundwort:
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kandidel
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Unikales Morphem ?
Das Morphem kandidel kommt in dieser Bedeutung im heutigen Sprachgebrauch isoliert und als Wortbildung nur in überkandidelt vor. Daher ist dieses Morphem im streng wissenschaftlichen Sinn nicht unikal.
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Andererseits: während das Adjektiv überkandidelt seit Mitte des 19. Jh. auch in der hochdeutschen Sprache Einzug gehalten hat, ist das Adjektiv kandidel auf die norddeutsche Mundart beschränkt. Auf diesem Hintergrund könnte das Morphem kandid(el) auch der Gruppe der unikalen Morpheme zugeordnet werden.
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Das Wort Kandidat (und seine Ableitungen) kann genauso wie kandidelt ebenfalls auf lat. candidus zurückgeführt werden. Das Morphem kandid kann daher auch als Fremdwort eingeordnet werden, da es nicht den deutschen Ausspracheregeln (Betonung auf der zweiten Silbe) entspricht.
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Ob das Morphem kandid(el) der Gruppe der unikalen Morpheme zugeordnet werden kann, sollte diskutiert werden. Daher wird dieses Morphem zunächst der Gruppe sonstige Morpheme zugeordnet.
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Belege/Quellen
DWDS, Wiktionary, Wörterbuchnetz (versch. Wörterbücher, vor allem Adelung, Goethe, Grimm), ZDL sowie verschiedene nicht werbefreie Quellen: Educalingo, Duden Online-Wörterbuch, wissen.de
Weiterführende Informationen zu den Scheinwörtern/unikalen Morphemen