Rotwelsch

Aus Fragen an Graf Ortho
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Hinweise zum Wort Rotwelsch

Bedeutung: Rotwelsch ist eine ältere Sondersprache. Grundlage ist die deutsche Sprache, in die Elemente aus verschiedenen anderen Sprachen integriert wurden, z. B. aus Jiddisch, Rumänisch oder Hebräisch.
Früher wurde Rotwelsch vor allem von Handelsreisenden, Bettlern und Kriminellen gesprochen.
Beispielsatz: Das Rotwelsche ist eine unverständliche Gaunersprache.
Wortinfo: Nomen: (das) Rotwelsch - Singular mit oder ohne bestimmtem Artikel;

das Rotwelsche - Plural nur mit bestimmtem Artikel

Adjektiv: rotwelsch - keine Steigerungsform

Worttrennung: Rot-welsch; Aussprache: [ˈʁoːtvɛlʃ]

Herkunft:
rot: Der erste Teil des Wortes ist von der Farbe rot abgeleitet.

Schon im Mittelalter wurde das Adjektiv rot auch im übertragenen Sinn in der Bedeutung falsch, listig, betrügerisch gebraucht.

Diese übertragene Bedeutung wurde in die Gaunersprache übernommen. Für Gauner war jedoch rot (gesprochen rott) nicht falsch oder betrügerisch sondern die Bezeichnung für einen ganz besonders schlauen Bettler oder Betrüger.

welsch: Der zweite Teil des Wortes (welsch) war bei den Germanen die Bezeichnung für eine keltische Volksgruppe.

Im Mittelalter änderte sich die Bedeutung des Wortes. Welsch wurde verallgemeinert für fremde, unverständliche Sprache gebraucht. Zum Teil wurden auch alle romanischen Sprache so bezeichnet. Noch später wurden auch die unverständlichen Gaunersprachen welsch genannt.

Aus rot = Gauner und welsch = unverständliche Sprache entstand im hochdeutschen Rotwelsch = Gaunersprache
übrigens: Noch heute wird das Adjektiv rot  im übertragenen Sinne gebraucht, so z. B. im Sport: (rote Karte),  im Straßenverkehr (rote Ampel) oder wenn jemand wütend wird (rotsehen).
wichtig: Das Rotwelsche als eine Gaunersprache zu bezeichnen ist heute verpönt. Korrekter ist es, diese Sprache als einen sondersprachlichen Dialekt zu nennen.
siehe auch: Kauderwelsch
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Weiterführende Informationen

Entstehung: rot: ahd. rōt = falsch, listig

welsch: germ. walhōs (= keltischer Volksstamm), lat. volcae;

ahd. walahisc, mhd. walhisch, walsch, welsch

mhd. rotwalsch (13. Jh.)

Wortbildungen: welsch: Welschkohl, Welschkorn, Welschkraut, Welschland, Welschriesling, Welschschweiz, Wellschschweizer; Kauderwelsch
Ableitungen: welsch: welschen, Welsche
rotwelsche Wörter im Hochdeutschen: Eine ganze Reihe von rotwelschen Ausdrücken sind in die hochdeutsche Sprache übernommen worden. Hier einige Beispiele:

ausbaldowern, Bammel, beschickern, Ganove, Kabuff, Kläffer, Knast, Kohldampf, mies, Mischpoke, Polente, Schmiere_stehen, Schmu, schmusen, Stuss

Interessantes: Mehr Wörter aus dem rotwelschen Dialekt findest du bei Wikipedia und auf der Internetseite wispor.de;

Unikales Morphem ?

Das Morphem welsch kommt auch in  anderen Wortbildungen vor.
Pik-Kreis-rot.jpg Das Morphem welsch ist daher kein unikales Morphem.
Einerseits: Das Morphem rot kommt im heutigen Sprachgebrauch in dieser Bedeutung nicht isoliert und auch in keinen anderen Wortbildungen vor.
Andererseits: Das Morphem rot ist auf die übertragene Bedeutung der Farbbezeichnung rot zurückzuführen. Diese übertragene Bedeutung finden wir auch in anderen Wörtern wieder, z. B. rotsehen). Demnach kommt das Morphem rot sowohl isoliert als auch in anderen Wortbildungen vor, ist also kein unikales Morphem.
Allerdings wird heute beim Morphem rot in Rotwelsch allgemein und auch in Wörterbüchern kein Zusammenhang mehr zur Farbe rot gesehen. Das wird auch durch die Aussprache ([ˈrɔtt] untermauert.
Pik-Kreis-blau.jpg Die Einordnung dieses Morphems sollte noch diskutiert werden. Es wird daher zunächst der Gruppe unklar zugeordnet.

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Belege/Quellen

Wikipedia, wispor.de; Sigmund A. Wolf: Wörterbuch des Rotwelschen (Buske,1985)

DWDS, Wiktionary, Wörterbuchnetz (versch. Wörterbücher, vor allem Adelung, Goethe, Grimm), ZDL sowie verschiedene nicht werbefreie Quellen: Educalingo, Duden Online-Wörterbuch, wissen.de

Weiterführende Informationen zu den Scheinwörtern/unikalen Morphemen


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