Zwickmühle: Unterschied zwischen den Versionen
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|Im übertragenen Sinn ist eine Zwickmühle eine Situation mit zwei Möglichkeiten, zwischen denen man sich nicht gut entscheiden kann. | |||
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|Weitere Hinweise und Wörterlisten, die auf die altdeutschen Schreibungen zurückgeführt werden können findest du auf der Wörterseite zum Stichwort [[Wörter mit zw|zwei]]. | |||
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|maskulin = ''zwō'' (ahd.), ''zwēn''e (mhd.); feminin = ''zwā'' (ahd.), zwō, ''zwuo (mhd.)''; neutrum = ''zwei (ahd., mhd.)'' | |||
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|Diese Unterscheidung in drei Geschlechter hat sich bis ins 18. Jahrhundert gehalten. Danach setzte sich allgemein die Form des Neutrums (''zwei'') durch. | |||
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|Neben diesen drei Formen wurde in Wortzusammensetzungen bereits im 8. Jh. ''zwi''- verwendet. Dies hat sich in einigen Wörtern bis heute gehalten. | |||
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|Beispiele hierzu findest du auf der Seite [[Wörter mit zw|Wörter, die mit ''zw'' geschrieben werden]]. | |||
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|Im Mühlespiel nannte man eine Mühle, die auf und zu gezogen werden konnte, eine ''Fickmühle'' (mhd. ficken, nl. figgelen = hin und her bewegen). | |||
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|Im 15. Jh. erfuhr das Wort ficken einen Bedeutungswandel (miteinander schlafen) und galt seitdem als grob, derb und anstößig. | |||
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|In dieser Zeit entstand in Analogie zur ''Fickmühle'' das Wort Zwickmühle. | |||
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||Das Morphem ''zwick'' ist daher in dieser Zusammensetzung <span style="color:green"> '''ein unikales Morphem'''.</span> | |||
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| colspan="2" |<u>Einserseits:</u> Die Zurückführung des ersten Wortteils auf „ficken“ (hin und her bewegen) ist naheliegend (siehe hierzu auch [https://www.pauker.at/pauker/DE_DE/SC/wb/?modus=&suche=Zwickm%C3%BChle&page=1# Schweizerdeutsch]: ''Figgimülli''). Bei dem Wechsel von „Fickmühle“ zu „Zwickmühle“ entsteht ein „Kunstwort“. Demzufolge wäre das Morphem ''zwick'' in dieser Bedeutung ein unikales Morphem. | |||
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| colspan="2" |<u>Andererseits:</u> Der Wechsel von „fick“ zu „zwick“ ist nicht zufällig (es wäre auch „klick“ oder „trick“ denkbar). „Zwick“ im Sinne von „zwei“ macht beim Mühlespiel durchaus Sinn. Der Zusammenhang von „Zwickmühle“ im Sinne von „Zweimühle“ führt allerdings nicht direkt zum Morphem ''zwick'' (zwicken), | |||
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| | | colspan="2" |Auch beim Verb zwicken (ahd. zweckōn, mhd. zwicken = kneifen, pflücken, rupfen) kann ein Zusammenhang mit ahd. zwi (= zwei im Sinne von mit zwei Fingern etwas fassen) vermutet werden. Etymologisch muss ''zwicken'' jedoch dem Nomen ''Zweck'' (mhd. zwec, zwic = Nagel, Stift) zugeordnet werden. | ||
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| colspan="2" |Aus diesen verschiedenen Überlegungen wird das Morphem ''zwick'' in der Wortbildung ''Zwickmühle'' der Gruppe der unikalen Morpheme zugeordnet. | |||
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Version vom 8. Juli 2023, 00:32 Uhr
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Zwickmühle |
Bedeutung: | 1. Besondere Stellung der Steine im Mühlespiel. |
2. Eine Situation, die ausweglos erscheint. | |
Beispielsatz: | Du hast mich mit deiner Aussage in eine Zwickmühle gebracht. Da weiß ich keinen Ausweg mehr. |
Wortart: | die Zwick-müh-le, Plural: die Zwickmühlen |
Ausssprache: | [ˈt͡svɪkˌmyːlə] |
Herkunft: | Der erste Teil des Wortes ist von der Zahl zwei abgeleitet. |
Die Zwickmühle ist demnach eine „Zweimühle“. Beim Mühlespiel ist dies eine Situation, in der mit einem Zug entweder die eine oder die andere Mühle (also zwei verschiedene Mühlen) geschlossen werden kann. | |
Im übertragenen Sinn ist eine Zwickmühle eine Situation mit zwei Möglichkeiten, zwischen denen man sich nicht gut entscheiden kann. | |
Interessantes: | Wissen macht Ah!: Wie spielt man Mühle |
zwei, zwi(e) | Weitere Hinweise und Wörterlisten, die auf die altdeutschen Schreibungen zurückgeführt werden können findest du auf der Wörterseite zum Stichwort zwei. |
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Weiterführende Informationen
Entstehung: | Für die Zahl zwei gab es im Alt- und Mittelhochdeutschen noch unterschiedliche Formen, je nachdem, mit welchem Geschlecht die Zahl genutzt wurde: |
maskulin = zwō (ahd.), zwēne (mhd.); feminin = zwā (ahd.), zwō, zwuo (mhd.); neutrum = zwei (ahd., mhd.) | |
Diese Unterscheidung in drei Geschlechter hat sich bis ins 18. Jahrhundert gehalten. Danach setzte sich allgemein die Form des Neutrums (zwei) durch. | |
Neben diesen drei Formen wurde in Wortzusammensetzungen bereits im 8. Jh. zwi- verwendet. Dies hat sich in einigen Wörtern bis heute gehalten. | |
Beispiele hierzu findest du auf der Seite Wörter, die mit zw geschrieben werden. | |
Fickmühle | Im Mühlespiel nannte man eine Mühle, die auf und zu gezogen werden konnte, eine Fickmühle (mhd. ficken, nl. figgelen = hin und her bewegen). |
Im 15. Jh. erfuhr das Wort ficken einen Bedeutungswandel (miteinander schlafen) und galt seitdem als grob, derb und anstößig. | |
In dieser Zeit entstand in Analogie zur Fickmühle das Wort Zwickmühle. | |
Wortbildungen: | keine |
Ableitungen: | keine |
Das Morphem zwick kommt in dieser Bedeutung nicht isoliert und auch in keiner anderen Wortbildung vor. | |
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Das Morphem zwick ist daher in dieser Zusammensetzung ein unikales Morphem. |
Einserseits: Die Zurückführung des ersten Wortteils auf „ficken“ (hin und her bewegen) ist naheliegend (siehe hierzu auch Schweizerdeutsch: Figgimülli). Bei dem Wechsel von „Fickmühle“ zu „Zwickmühle“ entsteht ein „Kunstwort“. Demzufolge wäre das Morphem zwick in dieser Bedeutung ein unikales Morphem. | |
Andererseits: Der Wechsel von „fick“ zu „zwick“ ist nicht zufällig (es wäre auch „klick“ oder „trick“ denkbar). „Zwick“ im Sinne von „zwei“ macht beim Mühlespiel durchaus Sinn. Der Zusammenhang von „Zwickmühle“ im Sinne von „Zweimühle“ führt allerdings nicht direkt zum Morphem zwick (zwicken), | |
Auch beim Verb zwicken (ahd. zweckōn, mhd. zwicken = kneifen, pflücken, rupfen) kann ein Zusammenhang mit ahd. zwi (= zwei im Sinne von mit zwei Fingern etwas fassen) vermutet werden. Etymologisch muss zwicken jedoch dem Nomen Zweck (mhd. zwec, zwic = Nagel, Stift) zugeordnet werden. | |
Aus diesen verschiedenen Überlegungen wird das Morphem zwick in der Wortbildung Zwickmühle der Gruppe der unikalen Morpheme zugeordnet. |
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