Flittchen
Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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abwertend: leichtlebige jüngere weibliche Person
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| Beispielsatz:
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Dieses Mädchen ist ein richtiges Flittchen.
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| Wortart:
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Nomen: das Flittchen, Worttrennung: Flitt-chen, Aussprache: [ˈflɪtçən]
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| Herkunft:
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Das Nomen ist vom heute nicht mehr gebräuchlichen Verb flittern = umherflattern, kichern abgeleitet. Später hatte es auch die Bedeutung kosen, schmeicheln.
Der Begriff Flittchen ist im 18. Jahrhundert entstanden und bezeichnete ein umherflatterndes, leichtes Mädchen.
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| siehe auch:
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Flitterwochen
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wörterliste
| Entstehung:
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11. Jh. ahd. flitarazzen (= mit Worten schmeicheln, liebkosen), mhd. gevlitter (= Gekicher); mhd. flettern (= leise lachen, kichern)
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| Wortbildungen:
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Aus der ahd. und mhd Bedeutung hat sich das (heute nicht mehr gebräuchliche) Verb flittern im Sinne von liebkosen entwickelt. Hiervon abgeleitet sind neben Flittchen:
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- Flitterwochen (die, Pluralwort) = Woche nach der Eheschließung, Hochzeitsreise
- Flitterwöchner(in) = Ehemann/-frau auf Hochzeitsreise
- Flitterseite = die Eigenschaft an einem Menschen, die besonders vorteilhaft ist, weswegen man jemanden lieb hat
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Das Verb flittern hat später auch die Bedeutung glänzend glitzernd angenommen. Hiervon sind verschiedene Nomen abgeleitet:
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- Flitter: = a) glänzender Schmuck, b) billiger wertloser Schmuck
- Flitterglanz = etwas glänzt wie Flitter
- Flittergold = dünnes Messingblech, das als Goldersatz dient
- Flitterkram = wertloses Zeug
- Flitterstaat = festliche, reich verziertes Kleidungsstück
- Flitterstand, Flitterwerk = meist abwertend im Sinne von wertlos gebraucht
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| Ableitungen:
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-
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Unikales Morphem ?
| Das Morphem flitt kommt auch isoliert (siehe das Verb flittern) und in anderen Wortbildungen (z. B. Flitterwochen) vor. Es handelt sich daher nicht um ein unikales Morphem.
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Das Morphem flitt ist daher kein unikales Morphem.
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Foxtrott
Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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Tanz
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| Beispielsatz:
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Vater und Mutter tanzen einen Foxtrott.
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| Wortart:
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Nomen: der Foxtrott, Trennung: Fox-trott; Plural: die Foxtrotte, die Foxtrotts; Aussprache: [ˈfɔksˌtʁɔt]
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| Herkunft:
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Die Entlehnung vom englisch-amerikanischen Wort fox-trot bedeutet wörtlich Fuchsgang (englisch fox = Fuchs; trot = Trab / Trott).
Das engl. trot bezeichnete eine Gangart bei Pferden, die deutsche Entsprechung ist der Trab.
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| trotten
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Daneben kennen wir im deutschen auch die Wörter trotten und der Trott. Beide Wörter sind auf Umwegen mit dem englischen trot = Trab verwandt:
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| Bedeutung:
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Die Trotte ist ein großes Holzfass, in dem früher die Weintrauben mit den Füßen zerstampft (ausgepresst) wurden. Dieser Begriff war in den rheinischen Weinregionen verbreitet. In anderen Regionen wird es Kelter genannt.
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Den Wein mit den Füßen auszupressen war früher eine sehr schwere Arbeit. Die Arbeiter stampften schwerfällig und lustlos viele Stunden vor sich hin. So ist die Bedeutung des Verbs trotten und der hiervon abgeleiteten Nomen Trottel entstanden.
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Das Wort Trotte ist vom Verb treten abgeleitet. Das althochdeutsche trotōn hatte die Bedeutung keltern.
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| Herkunft:
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Das zugrunde liegende germanische trottōn gelangte über Italien (lat. trotare, it. trottare) und Frankreich (frz. troter) nach England. Von dort kam es in der Bedeutung Trab und später als Foxtrott wieder zu uns.
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Der zweite Wortteil von Foxtrott ist demnach kein Fremdwort, sondern ein altes germanisches Wort aus dem Weinanbau, das auf vielen Umwegen wieder zu uns gelangt ist.
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wörterliste
| Entstehung:
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20. Jh.
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| Wortbildungen:
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-
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| Ableitungen:
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Discofox, Slowfox, Swingfox; Foxhound, Foxterrier
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Unikale Morpheme ?
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Das aus dem englischen stammende Morphem fox kommt auch isoliert (engl. fox) und in anderen Wortbildungen vor. Es handelt sich daher nicht um ein unikales Morphem.
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| Trotz des historischen Zusammenhangs zu ahd. trotōn muss die Wortbildung Foxtrott als Fremdwort betrachtet werden.
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Das Morphem trott ist der Gruppe sonstiges, Fremdwörter zuzuordnen
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Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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gehoben: in Freude ausbrechen, jubeln
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| Beispielsatz:
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Mit der Aussicht auf die Geschenke begannen die Kinder zu frohlocken.
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| Wortart:
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Verb, Trennung: froh-lo-cken, Aussprache: [fʁoːˈlɔkn̩]
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| Herkunft:
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Das niederdeutsche Wort löcken bedeutet hüpfen. Wer frohlockt, der kann vor Freude hüpfen.
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wörterliste
| Entstehung:
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spätmhd. vrōlocken
8. Jh. ahd. frō, mhd. vrō = mit Freude erfüllt sein
nhd. löcken = vor Freude hüpfen;
mhd. lecken = mit den Füßen schlagen
8. Jh. ahd. lockōn, mhd. locken = durch Lockruf veranlassen, näher zu kommen; hierzu auch Lockvogel
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| Wortbildungen:
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-
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| Ableitungen:
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-
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Unikales Morphem ?
Verschiedene Bedeutungen zum Grundwort frohlocken
- Das Morphem lock(en) kommt als Ableitung von die Locke (ahd. loc) in der Bedeutung in Locken legen vor.
- Das Morphem lock(en) (ahd. lockōn) kommt in der Bedeutung von jemanden oder ein Tier anlocken
- Das Morphem lock(en) kommt als Ableitung von dem untergegangenen neuhochdeutschen löcken (= vor Freude hüpfen), das seinerseits auf mhd. lecken (= mit den Füßen schlagen) zurückgeführt werden kann.
| Das Morphem lock(en) im Sinne von frohlocken kommt weder isoliert noch in anderen Wortbildungen vor.
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Das Morphem lock ist daher ein unikales Morphem.
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Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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sehr klein
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| Beispielsatz:
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Der Fehler war nur klitzeklein.
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| Wortart:
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Adjektiv; Trennung: klit-ze-klein; Aussprache: [ˈklɪt͡səˈklaɪ̯n]
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| Herkunft:
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umgangssprachlich; das Bestimmungswort ist vermutlich aus winzig oder vom rheinischen klitz = unbedeutend, klein abgeleitet.
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wörterliste
| Entstehung:
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19. Jh.
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| Wortbildungen:
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-
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| Ableitungen:
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-
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Unikales Morphem ?
| Das Morphem klitz kommt weder isoliert noch in anderen Wortbildungen vor.
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Das Morphem klitz ist daher ein unikales Morphem.
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krächzen
Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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Einige Vögel geben heisere Töne von sich. Diese nennen wir krächszen.
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| Beispielsatz:
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Der Rabe krächzt sehr laut.
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| Wortart:
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Verb; Trennung: kräch-zen; Aussprache: [ˈkʁɛçt͡sn̩]
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| Herkunft:
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Das Wort krächzen ist vom Verb krachen abgeleitet.
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wörterliste
| Entstehung:
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Krächzen ist eine verstärkende Bildung des Verbs krachen.
frühnhd. krachitzen
mit gleicher Bedeutung: ahd. krockezzen mhd. krochzen
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| Wortbildungen:
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krächz-krächz, Gekrächz
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| Ableitungen:
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Krächzer
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Unikales Morphem ?
| Das Morphem krächs kommt isoliert in der Reduplikation krächz-krächz und als Wortbildung in Gekrächz, Krächzer vor.
Das Morphem kräch kommt im Plural zum Nomen Krach (die Kräche) vor.
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Das Morphem kräch(z) ist daher kein unikales Morphem.
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Larifari,larifari
Hinweise zum Wort
| 1) Bedeutung:
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Geschwätz, Unsinn
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| Beispiel:
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Nach außen wirkte er sehr vernünftig. Aber alles was er sagte war Larifari.
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| Wortart:
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Nomen, das Larifari; Trennung: La-ri-fa-ri; Aussprache: [laʁiˈfaːʁi]
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| 2) Bedeutung:
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oberflächlich, nachlässig
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| Beispiel:
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Gib dir etwas Mühe und mach es nicht so larifari.
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| Wortart:
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Adjektiv, nicht steigerbar; Trennung: la-ri-fa-ri; Aussprache: [laʁiˈfaːʁi]
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| Herkunft:
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Die Wörter larifari und Larifari sind aus dem Italienischen abgeleitet. Dort werden die Noten (bei uns: c, d, e, f, g, a, h, c) mit Silben bezeichnet: do re mi fa sol la si do. Die Tonfolge a, d, f, d ergibt im italienischen la, re, fa, re.
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Wenn man im Italienischen eine Melodie mit den Notensilben singt, dann ergibt dies einen unsinnigen Text: Larefare. Im deutschsprachigen Raum wurde die Note re im Wort Larifari durch ri ersetzt.
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| Noten:
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Mehr Informationen zum Stichwort Noten und zu den Unterschiedlichen Bezeichnungen findest zu beim Stichwort Noten auf der Wörterseite von Graf Ortho.
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Weiterführende Informationen
Entstehung, Wortbildung
| Entstehung:
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it. für die Noten a, d und f = la, re, mi; s. a. Wikipedia Solmisation
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| Wortbildungen:
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mit veränderter Silbenreihenfolge in der Plansprache Solresol
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| Ableitungen:
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-
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Unikales Morphem ?
| Die Morpheme la und fa kommen als Notenbezeichnungen auch im deutschsprachigen Raum vor.
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Die Morpheme la und fa sind daher keine unikale Morpheme.
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| Das Morphem ri kommt in der Notenbezeichnung als re vor. Daher kommt dieses Morphem als in dieser Bedeutung im heutigen Sprachgebrauch nicht isoliert und auch in keinen anderen Wortbildungen vorkommt.
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Das Morphem ri ist daher in diesem Wort und in dieser Bedeutung ein unikales Morphem.
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Hinweise zum Wort
| Bedeutung:
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jemanden möglichst genau nachmachen, in seinem Verhalten, seinen Eigenarten oder das, was jemanden typischer Weise ausmacht.
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| Beispielsatz:
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Der Kabarettist konnte den bekannten Politiker perfekt nachahmen.
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| Wortinfo:
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schwaches Verb, trennbar: ich ahme nach, du ahmst nach, er ahmt nach ..., wir haben nachgeahmt
Trennung: nach-ah-men; Aussprache: [ˈnaːxˌʔaːmən]
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| Herkunft:
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Die Geschichte dieses Wortes geht bis auf die Griechen zurück.
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Das griechische Wort ámē (ἄμη) bedeutet Eimer oder Schaufel.
Bei den Römern wurde aus dem Eimer ein Fass.
Dieses Fass wurde später ein Maß für Wein: lateinisch ama = ein Fass Wein.
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Im Mittelalter wurde das lateinische Wort (ama) in die mittelhochdeutsche Sprache übernommen.
Dabei veränderte sich die Bedeutung:
Das mittelhochdeutsche Wort āme steht nun allgemein für ein Flüssigkeitsmaß (und nicht nur für eine bestimmte Menge Wein).
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Das zugehörige Verb āmen bedeutete normen, nachmessen und später nachmessend gestalten.
Von hier aus war es dann nur noch ein kleiner Schritt von nachmessen zu der übertragenen Bedeutung nachmachen.
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Das mittelhochdeutsche Verb āmen gibt es heute nicht mehr. Es ist nur noch in der Verbindung mit der Vorsilbe (Präfix) nach (also nachahmen) erhalten geblieben.
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Weiterführende Informationen
Entstehung und Wortbildung
| Entstehung:
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gr. ámē (ἄμη) = Schaufel, Eimer; lat. ama = (Wein)maß;
mhd. āme, (md.) ōme = (Flüssigkeits)maß; mhd. āmen = eichen, nachmessen
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| Wortbildungen:
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nachahmen
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| Adjektive:
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nachahmbar, nachahmenswert, nachahmungswürdig, unnachahmbar, unnachahmlich
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| Nomen:
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Nachahmermedikament, Nachahmerpräparat, Nachahmerprodukt, Nachahmung, Nachahmungseffekt, Nachahmungstat, Nachahmungstäter, Nachahmungstrieb, Naturnachahmung; Schallnachahmung
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| Personen:
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Nachahmer, Nachahmerin
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Unikales Morphem?
| Das Morphem ahm kommt in dieser Bedeutung nicht isoliert und nur in der Wortbildung nachahmen und in keiner weiteren Wortbildung vor. Das mittelhochdeutsche Verb āmen ist ausgestorben.
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Das Morphem ahm ist daher ein unikales Morphem.
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Belege, Quellen
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Mischpoke
| Mein Vater hat bald Geburtstag. Er hat gesagt, dass er nicht feiern will. „Da kommt doch nur die ganze Mischpoke um sich satt zu futtern.“ Ich hab ihn gefragt, was eine Mischpoke ist. Das wusste er aber auch nicht. Meine Lehrerin hat nur gesagt, dass man das heute nicht mehr sagen soll. Lieber Graf Ortho: Was ist denn nun eine Mischpoke?
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| Karl, Klasse 2, Telgte
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| E-Mail von Karls Vater (im Auftrag von Karl).
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Diskussion
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Lieber Karl, schön, dass du so neugierig bist und wissen willst, was unbekannte Wörter bedeuten.
Deine Lehrerin hat ganz recht. Dieses Wort ist veraltet und wird heute nicht mehr benutzt. Es bezeichnet abfällig die Familie bzw. die Verwandtschaft.
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Das Wort haben wir über viele Umwege aus der hebräischen Sprache übernommen. Dort heißt es mišpāḫāh; das sprechen wir mischpacha aus. Das ch wird wie in dem Wort Bach gesprochen und das a am Wortende wird betont. Es hat - wie Herr Wort schon gesagt hat - die Bedeutung Familie bzw. Verwandtschaft. Allerdings wird es im Hebräischen ganz neutral verwendet.
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Bei uns ist das Wort über die Gaunersprache (= Rotwelsch) in die deutsche Sprache gelangt. Bei uns wird das Wort abfällig und abwertend benutzt. Daher wird es von vielen auch als beleidigend und diskriminierend empfunden. Das ist der Grund, warum es heute nicht mehr verwendet werden soll.
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Also, lieber Karl: Weg mit dem Wort! Das braucht heute keiner mehr und du brauchst es dir auch nicht zu merken.
Viel wichtiger aber ist: Bleib weiterhin neugierig und frage, frage, frage. Wie heißt es doch so schön: „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ Und dumm bist du ganz bestimmt nicht.
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| Nachtrag: Einige Wochen später kam eine weitere E-Mail von Karls Vater: Er hat seinen 40. Geburtstag dann doch mit der ganzen „Sippschaft“ gefeiert und wäre fast im Boden versunken - wie er schrieb - als Karl seinen Onkel gefragt hat: „Bist du auch ein Mischpoke?“. Daraufhin hat er a) sich fest vorgenommen das Wort nie mehr zu benutzen und b) in Zukunft mit Karl zusammen seinen neugierigen Fragen auf den Grund zu gehen.
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| (Frei zitiert aus der 2. E-Mail von Karls Vater)
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Hinweise zum Wort
| Alternativen:
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Mischpoche, Muschpoke
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| Bedeutung:
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Familie, Verwandtschaft; wird meist abwertend verwendet: üble Gesellschaft, unangenehme Leute
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| Beispielsatz:
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Seine ganze Mischpoke kam zur Geburtstagsfeier.
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| Wortart:
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Nomen: die Mischpoke (kein Plural); Trennung: Misch-po-ke; Aussprache: [mɪʃˈpoːkə]
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| Herkunft:
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Das Wort ist erst Anfang des 19. Jahrhunderts in die deutsche Umgangssprache aus der jiddischen Sprache (mischpoche) übernommen worden.
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| Verwendung heute:
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Da das Wort in der Regel aus der hebräischen Sprache abgeleitet und hierzulande meist abwertend verwendet wurde, wird es als diskriminierend empfunden und wird heute nicht mehr verwendet.
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Weiterführende Informationen
Herkunft, Entstehung
| Hebräisch:
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Im hebräischen und jiddischen hat das Wort mišpāḫāh (gespr. [mɪʃpaˈxaʔ], geschr. מִשׁפָּחָה) eine neutrale Bedeutung als Familie auch Sippe, Sippschaft, Verwandtschaft.
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| Jiddisch:
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Die jiddische Sprache ist im Mittelalter aus der mittelhochdeutschen Sprache entstanden. Sie hat Elemente aus verschiedenen Sprachen übernommen, so z. B. aus dem Aramäischen und Hebräischen sowie romanischen und slavischen Sprachen.
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| Rotwelsch:
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Rotwelsch nennt man seit dem Mittelalter die Sprache der Gauner, Landstreicher und Bettler. Das jiddische mischpoche wurde ins Rotwelsche als Mischpoke übernommen.
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Hochdeutsch:
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Nach der Übernahme des Wortes Mischpoke (in Österreich auch Mischpoche) in die hochdeutsche Sprache wandelte sich die Bedeutung. Zunächst wurde es nur abwertend auf Gauner und Bettler, dann allgemein abwertend auf Mitglieder der Familie und Verwandte angewendet.
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| heute:
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Wegen seiner Herkunft aus der hebräischen Sprache wird das Wort heute von Personen jüdischen Glaubens als diskriminierend empfunden. Es wird daher nicht mehr verwendet.
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Unikales Morphem ?
| Das Wort Mischpoke kann als Fremdwort betrachtet werden. Die Morpheme misch und pok(e) müssen dann der Gruppe „sonstiges“ (Fremdwörter) zugeordnet werden.
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| Aufgrund der frühen Übernahme ins Jiddische und Rotwelsche und vor allem aufgrund der angepassten Schreibung können die Morpheme misch und pok(e) als unikale Morpheme betrachtet werden. Diese kommen nicht isoliert und auch in keiner Wortbildung vor.
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Die Morpheme misch und pok(e) sind daher unikale Morpheme.
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Seitenanfang
Belege, Quellen
DWDS, Wiktionary, Wörterbuchnetz (versch. Wörterbücher, vor allem Adelung, Goethe, Grimm), ZDL sowie verschiedene nicht werbefreie Quellen: Educalingo, Duden Online-Wörterbuch, wissen.de
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