billig

Aus Fragen an Graf Ortho
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Auf dem Schulhof rufen die Jungen immer „Hillich ist billich“. Ich glaube, die meinen das nicht nett. Meine Mutter sagt: „Im Supermarkt schauen wir, ob etwas billiger ist. Dann kaufen wir das. Und das ist dann auch gut.“ Ist billig jetzt schlecht oder gut?
Hilla, Klasse 2, Linz - E-Mail von Hillas Mutter.

Diskussion

Herr Wort Beides ist möglich und macht Sinn. Es kommt darauf an, in welchem Zusammenhang das Wort billig genutzt wird.
Deine Mutter vergleicht im Supermarkt den Preis von zwei gleichwertigen Produkten miteinander. Das eine Produkt ist teurer und das andere billiger, also preiswerter. Hier wird das Wort in einem positiven Sinn gebraucht.
Oder: Der Öko-Strom aus Windkraft ist billiger als der Strom aus einem Atomkraftwerk. Auch hier wird mit billig eine positive Nachricht beschrieben. - Die Betreiber eines Atomkraftwerks werden das jedoch ganz anders sehen.
Ein anderes Beispiel. Ein Produkt wird in der Werbung als besonders billig beworben. Nachdem du es gekauft hast, musst du feststellen, dass es schon nach kurzer Zeit kaputt ist. Das Produkt war von minderwertiger Qualität ist. Dann kannst du sagen: Das ist billiger Mist! In diesem Beispiel wird billig in einem negativen Sinn verwendet.
Das Wort wird auch im übertragenen Sinn gebraucht. Beispiel: Jemand versucht, dich mit einem billigen Trick zu täuschen. Oder: Jemand hat eine billige Ausrede und will damit vertuschen, was wirklich war. Hier wird billig in einem abwertenden Sinn gebraucht.
Du siehst: Es kommt auf den Zusammenhang an.
Graf Ortho Liebe Hilla, nun zu deiner Erfahrung auf dem Schulhof: Du hast ganz recht. Das ist wirklich nicht nett, was die Jungen auf dem Schulhof rufen. Hast du das schon einmal deiner Lehrerin erzählt? Deine Mutter wird deine Erfahrung sicher mit deiner Lehrerin besprechen, damit die Jungen damit aufhören.
Herr Alt kann erklären, wie sich die ganz verschiedenen Bedeutungen des Wortes billig entwickelt haben.
Herr Alt Das Adjektiv billig (mittelochdeutsch billich) hatte ursprünglich die Bedeutung von: angemessen, passend. Wenn etwas billig ist, dann ist der Preis angemessen.
In diesem Sinne wird auch das Verb billigen (etwas für angemessen halten) verwendet.
Ab dem 18. Jahrhundert wird billig zunehmend im Sinne von preiswert genutzt. Ab Ende des vorigen Jahrhunderts wird das Wort auch abwertend in der Bedeutung minderwertig verwendet.
Bis heute haben sich unterschiedliche Bedeutungen (billig = angemessen oder minderwertig oder abwertend) erhalten.
Frau Fremd In den germanischen Sprachen hat sich das Wort billig im Sinne von preiswert und auch abwertend im Sinne von qualitativ minderwertig durchgesetzt. Für die ursprüngliche Bedeutung (angemessen) wird in den nordischen Sprachen rimelig/rimlich genutzt.
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Weiterführende Informationen

Modellwortschatz

Das Wort billig gehört zum Modellwortschatz (Karteikarte Vorderseite, Rückseite).

Du kannst dir zu diesem Wort auch einige Fremdsprachen anhören.

Hinweise zum Wort billig

Bedeutung: a) preiswert, niedriger Preis - Das Sonderangebot war gute Ware zu einem billigen Preis.
b) abwertend: minderwertige Ware - Im Lokal wurde ein ganz billiger Wein viel zu teuer verkauft.
c) abwertend: primitiv, geistlos - Das ist eine ganz billige Ausrede. Er versuchte es mit einem ganz billigen Trick.
d) angemessen, gerechtfertigt - Das ist recht und billig. (Das ist gerecht)
Wortinfo: Adjektiv: billig, billiger, am billigsten; Trennung: bil-lig; Aussprache: [ˈbɪlɪç], [ˈbɪlɪk]
Verb: billigen, ich bilige, du billigst, er/sie/es billigt; Trennung: bil-li-gen; Aussprache: [ˈbɪlɪɡn̩]
Nomen: die Billigung, die Billigungen; Trennung: Bil-li-gun-gen; Aussprache: [ˈbɪlɪɡʊŋ]
Herkunft: althochdeutsch: billīh (11. Jh.), mittelhochdeutsch: billich

im süddeutschen Sprachraum auch billich bzw. pillich

germanische Sprachen:
angemessen preiswert minderwertig abwertend
Dänisch rimelig billig billig billig
Norwegisch rimelig billig billig billig
Schwedisch rimlig billig billig billig

Wörterliste

Nomen: Billiganbieter, Billigangebot, Billigarbeit, Billigarbeiter, Billigarbeitskraft, Billigarbeitsplatz, Billigartikel, Billigauto, Billigbau, Billigbauweise, Billigbier, Billigblatt, Billigbuch, Billigbude, Billigcomputer, Billigeinfuhr, Billigfilm, Billigfirma, Billigfisch, Billigflagge, Billigflaggenland, Billigflaggenregister, Billigflaggenschiff, Billigflieger, Billigflug, Billigfluggesellschaft, Billigfluglinie, Billiggerät, Billighaus, Billigheimer, Billighotel, Billigimport, Billigjob, Billigjobber, Billigkaufhaus, Billigkeit, Billigkeitsgrund, Billigkette, Billigkonkurrent, Billigkonkurrenz, Billigkopie, Billigkraft, Billigkredit, Billigladen, Billigland, Billiglinie, Billiglohn, Billiglohnarbeit, Billiglohnarbeiter, Billiglöhner, Billiglohnjob, Billiglohnkonkurrenz, Billiglohnkraft, Billiglohnland, Billiglösung, Billigmacher, Billigmann, Billigmarke, Billigmarkt, Billigmaterial, Billigmedizin, Billigmiete, Billigmine, Billigmöbel, Billigmodell, Billigöl, Billigpension, Billigpreis, Billigprodukt, Billigproduktion, Billigproduzent, Billigprogramm, Billigrad, Billigrechner, Billigregister, Billigreise, Billigreiseanbieter, Billigreiseland, Billigschmuck, Billigsegment, Billigserie, Billigstahl, Billigstandort, Billigstangebot, Billigstbieter, Billigstlohn, Billigstpreis, Billigstrom, Billigstromaffäre, Billigsupermarkt, Billigtarif, Billigtarifzeit, Billigticket, Billigtourismus, Billigtourist, Billigunterkunft, Billigurlaub, Billigvariante, Billigverkauf, Billigversion, Billigware, Billigwein, Billigwohnung, Billigzigarette
Billigung Geldverbilligung, Missbilligung, Missbilligungsantrag, Prämienverbilligung, Verbilligung, Zinsverbilligung, Zinsverbilligungsprogramm, Zubilligung
Adjektiv: billig: spottbillig, unbillig
Verb: billigen: missbilligen, verbilligen, zubilligen

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Wortherkunft: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS), Online Wörterbuch Wiktionary, Bayerisches Wörterbuch, Lexikalisches Informationssystem Österreichs (LIÖ)


Quellen Wörter/Wortanalyse:
Modellwortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Modellwortschatz,
Wortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Gesamtwortschatz, Gerhard Augst: Wortfamilienwörterbuch, Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo
Rechtschreibung: Wiktionary, Duden, DWDS, IDS
Etymologie: DWDS, educalingo, Wörterbuchnetz, Wortbedeutung.info, Wikipedia


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