gucken

Aus Fragen an Graf Ortho
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Warum schreiben wir gucken mit einem g am Anfang? - Wir sprechen das Wort doch am Anfang mit [k], also [kucken].
Felix, Klasse 4, Bremerhaven

Diskussion

Frau Kurz Wieso sollen wir nicht k schreiben? Ich habe im Wörterbuch nachgeschlagen. Da finde ich das Wort kucken. Also können wir auch kucken schreiben. Sagt man ja auch!
Herr Schön Ich war vor einigen Tagen im Kino. Da habe ich folgende Plakate von Filmen gesehen:

Bi-W-G DVD-Kuckmal-1.jpg oder Bi-W-G DVD-Kuckmal-2.jpg oder Bi-W-G DVD-Kuckmal-3.jpg

Herr Wort Das ist ja erstaunlich! Frau Kurz und Herr Schön sind sich beide einig. Das kommt nicht oft vor. Aber sie haben beide recht:
Tatsächlich gibt es beide Wörter: gucken und kucken. Mit k wird die norddeutsche Variante des Wortes gesprochen. In die hochdeutsche Sprache ist jedoch die mitteldeutsche Variante gucken aufgenommen worden. Und in der süddeutschen Mundart wird auch ein deutliches [g] gesprochen. Dort sagt man z. B. „gugg amol“ (= schau einmal).
Frau Laut Im norddeutschen Sprachraum werden die weichen Konsonanten (z. B. b, d, g) häufig hart ausgesprochen (also p, t, k). So hat sich die Aussprache kucken für gucken im norddeutschen Sprachraum durchgesetzt. Zunehmend finden wir aber auch im süddeutschen Sprachraum die Aussprache mit [k] am Wortanfang.
Herr Alt Das Wort gücken gab es schon im 13. Jahrhundert. Zweihundert Jahre später setzt sich das Wort im mittel- und süddeutschen Sprachraum durch. Grob gesagt betrifft dies das gesamte Gebiet südlich der Linie von Köln bis Berlin (einschließlich Österreich und die deutschsprachige Schweiz).
Nördlich dieser Sprachgrenze gab es die Wörter kucken und noch weiter nördlich das Verb kieken. Die Herkunft dieser Wörter ist unklar. Alle drei Wörter haben sich bis heute in den regionalen Mundarten erhalten.
Frau Fremd Wenn wir uns die Übersetzungen des Wortes gucken in den nordeuropäischen Sprachen ansehen, dann finden wir die niederdeutsche Variante kieken wieder:
  • Dänisch - kikke
  • Isländisch – kikja
  • Niederdeutsch – kieken
  • Niederländisch - kijken
  • Norwegisch - kikke
  • Schwedisch – kika
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Weiterführende Informationen

Modellwortschatz

Das Wort gucken gehört zum Modellwortschatz (siehe Karteikarte: Vorderseite, Rückseite).

Du kannst dir zu diesem Wort auch einige Fremdsprachen anhören.

Wörterliste

Wortbildungen mit dem Nomen gucken
gucken
Letztglied angucken, aufgucken, ausgucken, begucken, dahintergucken, daruntergucken, durchgucken, ferngucken, herausgucken, hereingucken, hergucken, herübergucken, herumgucken, hervorgucken, hinausgucken, hindurchgucken, hineingucken, hingucken, hinterhergucken, hinübergucken, hochgucken, mitgucken, nachgucken, umgucken, umhergucken, vergucken, vorgucken, weggucken, zugucken
Erstglied Guckauge, Guckfenster, Guckglas, guckguck, Gucki, Guckindieluft, Guckindiewelt, Guckkasten, Guckloch, Guckrohr
Binnenglied Ausguckloch, Ausguckmann, Hansguckindieluft
kucken
Verben abkucken, ankucken, aufkucken, auskucken, bekucken, dahinterkucken, darunterkucken, durchkucken, herauskucken, hereinkucken, herüberkucken, hervorkucken, hindurchkucken, hineinkucken, hinkucken, nachkucken, umherkucken, umkucken, verkucken, vorkucken, wegkucken, zukucken,
kieken
Nomen Kieker (Redensart: jmd. auf dem Kieker haben), Spökenkieker (Hellseher)
Verben abkieken, ankieken, auskieken, bekieken, herkieken, hinkieken, nachkieken, rauskieken, reinkieken, umkieken, verkieken,

Wenn du wissen möchtest, was ein Wort bedeutet, dann klicke auf das Wort. Du gelangst dann zum Online Wörterbuch Wiktionary oder zum Digitalen Wörterbuch der Deutschen Sprache. Dort findest du auch weitere Informationen zum Wort (Wortart, Aussprache, Bedeutung, Herkunft usw.). Wörter, die in diesen beiden Korpora nicht verzeichnet sind, wurden mit verschiedenen Internetseiten mit (historischen) Textbeispielen als Beleg verlinkt.

Redensarten

Das Wort gucken wird meist umgangssprachlich verwendet. Hierfür kannst du auch schauen oder sehen verwenden.
Du findest das Wort gucken in verschiedenen Redewendungen. Je nach Region wird in diesen Redensarten das Wort gucken durch schauen oder sehen ersetzt.
Redensarten zum Verb gucken
Redensart Erläuterung
jemandem über die Schulter gucken jemandem zusehen
in die Röhre gucken 1. leer ausgehen; benachteiligt werden; nichts abbekommen; das Nachsehen haben ; 2. fernsehen
Gucken wir mal! Wir werden abwarten, wie sich die Sache entwickelt! Lassen wir es auf uns zukommen!
Na, wollen mal gucken!
in den Mond gucken nichts abbekommen; benachteiligt werden; nicht berücksichtigt / beachtet werden; das Nachsehen haben
in den Eimer gucken
mit dem Ofenrohr ins Gebirge gucken
um die Ecke gucken schielen
wie ein Auto gucken sich wundern; überrascht sein
zu tief in die Flasche gucken zu viel Alkohol trinken
zu tief ins Glas gucken
zu tief in den Becher gucken
bedröppelt (aus der Wäsche) gucken traurig / enttäuscht gucken
dumm aus dem Anzug gucken verblüfft / überrascht sein; töricht gucken
dumm aus der Wäsche gucken
jemandem auf die Finger gucken jemanden kontrollieren / genau beobachten
gucken, wie eine Gans, wenn es donnert verblüfft / überrascht sein
nicht aufs Geld gucken nicht aufs Geld achten; großzügig sein
wie ein Schwein ins Uhrwerk gucken von einer technischen Sache nichts verstehen und überfordert / ahnungslos / ratlos dreinschauen
über den (eigenen) Tellerrand gucken offen sein für Neues, Ungewohntes; weltoffen sein; neue Eindrücke bekommen; sehen, wie andere Menschen leben; einen weiten Horizont haben

Verteilung gucken - kucken - kieken

Das Grundwort gucken wird vor allem umgangssprachlich verwendet. Dies zeigt sich sowohl im regionalen Vergleich der Stichwörter als auch im Vergleich verschiedener Korpora des Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS).

In den folgenden Diagrammen werden beispielhaft die Verteilung dieser Wörter in der Zeitungskorpora des DWDS dargestellt. Diese zeigen die Stichwörter im regionalen Vergleich.

Verteilung der Wörter gucken, kucken, kieken und schauen
Zdl-regional-zeitungen gucken.jpg Zdl-regional-zeitungen kucken.jpg Zdl-regional-zeitungen kieken.jpg Zdl-regional-zeitungen schauen.jpg
Abb. 1 gucken Abb. 2 kucken Abb. 3 kieken Abb. 4 schauen
Im Vergleich zum Synonym schauen kommt dieses Wort in den verschiedenen Korpora des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) relativ selten vor. Noch seltener sind die regional gebräuchlichen Varianten kucken und kieken.
DWDS-Gegenwartskorpora.jpg DWDS-Historische-Korpora.jpg DWDS-Webkorpora.jpg DWDS-Wikipedia-Korpora.jpg
Abb. 5 - Gegenwartskorpora

schauen, gucken, kucken, kieken

Abb. 6 - Historische Korpora

schauen, gucken, kucken, kieken

Abb. 7 - Webkorpora

schauen, gucken, kucken, kieken

Abb. 8 - Wikipediakorpora

schauen, gucken, kucken, kieken

Der Zeitraum blieb bei den Diagrammen 5 bis 8 unberücksichtigt. Alle Daten wurden Ende Mai 2025 abgerufen.

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Belege/Quellen

Modellwortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Modellwortschatz,
Wortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Gesamtwortschatz, Gerhard Augst: Wortfamilienwörterbuch, Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo
Rechtschreibung: Wiktionary, Duden, DWDS, IDS
Etymologie: DWDS, educalingo, Wörterbuchnetz, Wortbedeutung.info, Wikipedia


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