Nachbar
Heute habe ich in einer Klassenarbeit einen blöden Fehler gemacht. Ich habe Nachtbar anstatt Nachbar geschrieben. Das ist natürlich falsch. Unser Nachbar wohnt ja auch am Tag bei uns nebenan, nicht nur in der Nacht. Jetzt möchte ich wissen: Was ist ein Nachbar? Was bedeutet das Wort? |
Tamin, Klasse 5, GS Gelsenkirchen |
Diskussion
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Lieber Tamin, das hast du ganz richtig erkannt: Der Nachbar hat nichts mit dem Wort Nacht zu tun. Deine Erklärung ist logisch und richtig. Super!
Was das Wort bedeutet? Nun, da kann uns bestimmt Herr Alt weiterhelfen. | |||||||||||
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Den ersten Teil des Wortes gab es schon vor rund tausend Jahren. Mittelhochdeutsch bedeutete nach = nah, nicht weit entfernt, nebenan. | |||||||||||
Der zweite Teil (bar) ist vom mittelhochdeutschen gibūre (gi = mit, būre = Bewohner) abgeleitet. | ||||||||||||
Der Nachbar war früher die nebenan wohnende Person, oder der Mitbewohner. | ||||||||||||
Später wurde dieser Begriff auf alle in der Nähe wohnende Personen angewandt. | ||||||||||||
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Das Wort Nachbar kommt in vielen Wortbildungen vor. Hier einige Beispiele: | |||||||||||
Nachbar als Erstglied (Bestimmungswort):
Bei diesen Wortbildungen kannst du häufig die alte Bedeutung (nebenan wohnende ...) erkennen. So ist das Nachbardorf das nebenan gelegene Dorf und die Nachbarschule die nebenan (oder in der Nähe) liegenden Schule. Hier einige weitere Beispiele: | ||||||||||||
In der Regel werden Wortbildungen mit Nachbar als Erstglied ohne Fugen-s geschrieben. Hiervon gibt es einige wenige Ausnahmen. Das Fugen-s kann zum Beispiel gesetzt werden, wenn das Grundwort eine Person oder ein Tier ist:
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Ganz regelhaft mit Fugen-s werden Wortbildungen mit Nachbarschaft als Erstglied geschrieben, zum Beispiel: | ||||||||||||
Nachbar als Letztglied (Grundwort):
Als Grundwort kann das Wort Nachbar nur dann vorkommen, wenn eine konkrete Person beschrieben wird, zum Beispiel:
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Das Wort Nachbar im Sinne von Nebenanwohnender findest du in vielen germanischen Sprachen wieder. Hier wird das Wort meist noch weiter verkürzt. Hier einige Beispiele: | |||||||||||
Germanische Sprachen:
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Norddeutsche regionale Dialekte:
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sonstige Sprachen:
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Hinweise zum Wort Nachbar
Weiterführende Informationen
Entstehung
nah/nahe: | westgerm. naehwa, ahd. nāh (9. Jh.), mhd. nāch |
Mitbewohner: | Das Wort Bauer hatte früher nicht die heutige Bedeutung (Landwirt). Es war der Mitbewohner (mhd. gebūre: Präfix ge = mit, bure = Bewohner). Das konnte der Mitbewohner in einer Dorfgemeinschaft, auf einem Hof oder ein Familienangehörigersein (sh. Bauer im DWDS).
westgerm. ga-būra-, ahd. gibūro, gleichbedeutend mit gibūr (8. Jh.), mhd. gebūr(e), būr(e) |
Bauer: | ahd. pûr, auch pûari = Landmann, Plural pûarrâ = Landvolk, mhd. pûr, bûr, nhd. Bauer, heute Landwirt |
Nachbar: | westgerm. naehwa-gabūr(ōn), ahd. nāhgibūr(o) (9. Jh.), mhd. nāchgebūr(e), seit 14. Jh. nachbar, Nachbar |
Wörterliste
Das Wort Nachbar wird in Wortbildungen ganz unterschiedlich genutzt. Als Bestimmungsort wird es sehr häufig im übertragenen Sinn gebraucht:
- etwas befindet sich in der Nähe (z. B. das Nachbardorf, der Nachbarbetrieb, das Nachbargebäude, Nachbarschule)
- etwas grenzt an ein Gebiet an (z. B. die Nachbargalaxie, die Nachbargemeinde, das Nachbargrundstück, der Nachbarkreis)
- etwas hat einen engen (thematischen) Bezug (z. B. der Nachbarchor, die Nachbardisziplin, die Nachbarsprache, die Nachbarwissenschaft)
- Wird eine Person mit einem direkten Bezug zum Nachbar / zur Nachbarin gemeint, so werden Bestimmungs- und Grundwort meist mit einem Fugen-s verbunden, z. B. das Nachbarskind, die Nachbarskinder, der Nachbarsjunge, das Nachbarsmädchen)
- Bei Wortbildungen mit Nachbar als Grundwort hat das Bestimmungswort meist einen räumlichen Bezug, z. B. Bettnachbar)in), Tischnachbar(in), Sitznachbar(in) Zimmernachbar(in)
In der folgenden Wörterliste sind die Wortbildungen mit Nachbar als Bestimmungs- bzw. Grundwort gruppiert. Die Wörter sind mit dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) verlinkt.
Unikales Morphem ?
Belege/Quellen
Für die Analyse der Wortbildungen wurden die Korpora des DWDS, Wiktionary, elexikon (OWID) und derewo (IDS) ausgewertet und mit den Einträgen im Duden-Online-Wörterbuch verglichen und ergänzt. Die Einträge in der Wörterliste sind mit dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) verlinkt.
DWDS, Wiktionary, Wörterbuchnetz (versch. Wörterbücher, vor allem Adelung, Goethe, Grimm), ZDL sowie verschiedene nicht werbefreie Quellen: Educalingo, Duden Online-Wörterbuch, wissen.de
Weiterführende Informationen zu den Scheinwörtern/unikalen Morphemen
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