selig

Aus Fragen an Graf Ortho
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Warum schreiben wir selig nicht wie Seele mit zwei ee?
Yankai, Klasse 3, Berlin

Diskussion

Herr Alt Herr Alt war etwas mürrisch, als er die Frage nach dem Wort selig gelesen hat: „Das kann doch jeder im Wörterbuch nachschlagen.“, meinte er.
Frau Laut „Ganz so dumm finde ich die Frage gar nicht“, ergriff dann Frau Laut Partei für Yankai. „Denn das ist doch ziemlich ungewöhnlich, dass wir Seele mit zwei ee und selig nur mit einem e schreiben. Und warum das so ist, das steht nicht in jedem Wörterbuch.“
Frau Kurz „Das ist mal wieder ein Beispiel für die blöden Ausnahmen von den Ausnahmen“ mischte sich Frau Kurz ein. Und das war natürlich das Stichwort für Herrn Schön und Herrn Wort.
Herr Wort „Nein, nein! Der Wortstamm muss bei Ableitungen erhalten bleiben. Das gilt auch für die Wörter Seele und selig“ sagte Herr Wort.
Herr Schön „Und warum schreiben wir dann nicht seelig?“, wollte nun Herr Schön wissen.
Frau Unterschied Auch Frau Unterschied zuckte auf diese Frage nur mit den Achseln.

Immerhin hatte der Streit zwischen ihnen dafür gesorgt, dass Herr Alt nun doch aufmerksam geworden war.

Herr Alt Selig ist ein altes deutsches Wort, das germanische Wurzeln hat. Im frühen Mittelalter hieß es sālīg und bedeutete glücklich. Wer selig war, der war glücklich.
Im Christentum wurde das Wort später übernommen. Wer in den Himmel kommt, der ist glücklich (= selig).
Wenn jemand in christlichem Sinne vorbildlich gelebt hat und der Papst glaubt, dass diese Person in den Himmel gekommen ist, dann kann er ihn selig sprechen.
Das Wort Seele hat auch einen germanischen Ursprung. Im frühen Mittelalter hieß es sēla. Und dieses Wort ist von althochdeutsch sēo (= See) abgeleitet.
Das Wort Seele hat demnach ursprünglich gar nichts mit dem Wort selig zu tun.
Graf Ortho Mit dieser Erklärung waren schließlich auch Herr Wort und Frau Unterschied zufrieden. Frau Unterschied meinte, dass es ganz sinnvoll ist, die beiden Wörter verschieden zu schreiben. Und Herr Wort war zufrieden, da nun sein wichtiges Wortstammprinzip erhalten bleibt.,
Wieder einmal hat Herr Alt mit seiner Geschichte meine Mitarbeiter zufrieden gestellt, wenngleich auch auf überraschend andere Weise als sie zunächst gedacht hatte.
Wenn du mehr über das Wort Seele erfahren möchtest, dann findest du auf der Wörterseite viele weitere Hinweise, zur Wortbedeutung, zur Herkunft des Wortes, zu Redensarten und Wortbildungen. Dort erfährst du auch, was die Seele mit dem See verbindet. Das ist eine wirklich interessante Geschichte.
Pik-Linie.jpg

Weiterführende Informationen

Modellwortschatz

Das Wort selig kommt im Modellwortschatz nicht vor.

Wörterlisten

Je nach Region wird wird das Wort selig am Ende mit [ɪç] (*selich) oder [ɪk] (*selik) gesprochen. Im Duden Aussprache-Wörterbuch wird die Aussprache [ɪç] bevorzugt. Im Komparativ wird [ˈzeːˌlɪɡɐ] gesprochen.
Die folgende Tabelle enthält Wortbildungen mit dem Grundwort selig, zu denen es auch ein Nomen mit der Endung -keit(Seligkeit) gibt.
Wortbildungen mit dem Grundwort selig und Seligkeit
Grundwort Aussprache Bedeutung Nomen
armselig [ˈaʁmˌzeːlɪk], [...ɪç] von großer Armut Armseligkeit
bierselig [ˈbiːɐ̯ˌzeːlɪk], [...ɪç] berauscht vom Biertrinken Bierseligkeit
feindselig [ˈfaɪ̯ntˌzeːlɪk], [...ɪç] sich feindlich verhalten; offen Ablehnung zeigen Feindseligkeit
gefühlsselig [ɡəˈfyːlsˌzeːlɪk], [...ɪç] sich seinen Gefühlen hingeben Gefühlsseligkeit
glückselig [ˌɡlʏkˈzeːlɪk], [...ɪç] sehr glücklich Glückseligkeit
gottselig [ɡɔtˈzeːlɪk], [...ɪç] gottesfürchtig, abwertend: übertrieben fromm; keine Steigerungsform Gottseligkeit
habselig [ˈhaːpˌz̥eːlɪk], [...ɪç] nur wenig Habe besitzen Habseligkeit
holdselig [ˈhɔltzeːlɪk], [...ɪç] liebreizend, anmutig Holdseligkeit
leutselig [ˈlɔɪ̯tˌzeːlɪk], [...ɪç] zu Leuten freundlich sein Leutseligkeit
mühselig [ˈmyːˌzeːlɪk], [...ɪç] es bereitet viel Mühe Mühseligkeit
redselig [ˈʁeːtˌzeːlɪk], [...ɪç] viel und gerne redend Redseligkeit
rührselig [ˈʁyːɐ̯ˌzeːlɪk], [...ɪç] übertriebene Rührung empfinden Rührseligkeit
saumselig [ˈzaʊ̯mˌzeːlɪk], [...ɪç] mit der Erfüllung einer Pflicht im Rückstand Saumseligkeit
tränenselig [ˈtrɛːnənzeːlɪk], [...ɪç] gefühlvoll und sentimental in Tränen aufgelöst Tränenseligkeit
trübselig [ˈtʁyːpˌzeːlɪk], [...ɪç] voller Trübsal Trübseligkeit
unglückselig [ˈʊnɡlʏkˌzeːlɪk], [...ɪç] sehr unglücklich Unglückseligkeit
unselig [ˈʊnˌzeːlɪk], [...ɪç] Unglück bringend Unseligkeit
vertrauensselig [fɛɐ̯ˈtʁaʊ̯ənsˌzeːlɪk], [...ɪç] jemandem blindlings vertrauen Vertrauensseligkeit
walzerselig [ˈvalt͡sɐzeːlɪk], [...ɪç] ganz der Walzermusik hingeben Walzerseligkeit
weinselig [ˈvaɪ̯nˌzeːlɪk], [...ɪç] durch viel Wein rauschhaft glücklich sein Weinseligkeit
Darüber hinaus gibt es weitere Wortbildungen, die in der folgenden Tabelle nach der Wortart sortiert sind.
Weitere Wortbildungen mit den Grundwort selig:
Grundwort selig, Seligkeit, Selige, Seligmann
Adjektive bittselig, erinnerungsselig, harmonieselig, hochselig, melodieselig, sektselig, sonnenselig, unglückseligerweise, unseligerweise, wodkaselig
Nomen Beseligung, Melodienseligkeit, Operettenseligkeit, Schlagerseligkeit, Seligpreisung, Seligsprechung, Seligsprechungsprozess, Seligsprechungsverfahren
Verben beseligen, seligmachen, seligpreisen, seligsprechen

Wenn du wissen möchtest, was ein Wort bedeutet, dann klicke auf das Wort. Du gelangst dann zum Online Wörterbuch Wiktionary oder zum Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS). Dort findest du auch weitere Informationen zum Wort (Wortart, Aussprache, Bedeutung, Herkunft usw.)

Redensarten, Zitate

Es gibt sehr viele Redensarten, Sprüche und Zitate, in denen das Stichwort selig oder Wortbildungen mit diesem Grundwort (z. B. armselig, feindselig, glückselig) vorkommen. Hier einige wenige Beispiele:
Mehr als zweihundert weitere Redensarten etc. mit Wortbildungen und dem Stichwort selig findest du auf folgenden Internetseiten: (Die mit *) versehenen Seiten sind nicht werbefrei.)
Aphorismen *), Birgitt Krohn, deutsche Sprichwörter, deutsche Sprichwörter,

DWDS, Gutzitiert *), OWID, Redensarten-Index *), Wikiquote, Wiktionary, Zitate-online *)

Seitenanfang


Quellen Wörter/Wortanalyse:
Modellwortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Modellwortschatz,
Wortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Gesamtwortschatz, Gerhard Augst: Wortfamilienwörterbuch, Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo
Rechtschreibung: Wiktionary, Duden, DWDS, IDS
Etymologie: DWDS, educalingo, Wörterbuchnetz, Wortbedeutung.info, Wikipedia


Wörter: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z