Warum schreiben wir selig nicht wie Seele mit zwei ee?
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Diskussion
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Herr Alt war etwas mürrisch, als er die Frage nach dem Wort selig gelesen hat: „Das kann doch jeder im Wörterbuch nachschlagen.“, meinte er.
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„Ganz so dumm finde ich die Frage gar nicht“, ergriff dann Frau Laut Partei für Yankai. „Denn das ist doch ziemlich ungewöhnlich, dass wir Seele mit zwei ee und selig nur mit einem e schreiben. Und warum das so ist, das steht nicht in jedem Wörterbuch.“
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„Das ist mal wieder ein Beispiel für die blöden Ausnahmen von den Ausnahmen“ mischte sich Frau Kurz ein. Und das war natürlich das Stichwort für Herrn Schön und Herrn Wort.
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„Nein, nein! Der Wortstamm muss bei Ableitungen erhalten bleiben. Das gilt auch für die Wörter Seele und selig“ sagte Herr Wort.
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„Und warum schreiben wir dann nicht seelig?“, wollte nun Herr Schön wissen.
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Auch Frau Unterschied zuckte auf diese Frage nur mit den Achseln.
Immerhin hatte der Streit zwischen ihnen dafür gesorgt, dass Herr Alt nun doch aufmerksam geworden war.
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Selig ist ein altes deutsches Wort, das germanische Wurzeln hat. Im frühen Mittelalter hieß es sālīg und bedeutete glücklich. Wer selig war, der war glücklich.
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Im Christentum wurde das Wort später übernommen. Wer in den Himmel kommt, der ist glücklich (= selig).
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Wenn jemand in christlichem Sinne vorbildlich gelebt hat und der Papst glaubt, dass diese Person in den Himmel gekommen ist, dann kann er ihn selig sprechen.
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Das Wort Seele hat auch einen germanischen Ursprung. Im frühen Mittelalter hieß es sēla. Und dieses Wort ist von althochdeutsch sēo (= See) abgeleitet.
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Das Wort Seele hat demnach ursprünglich gar nichts mit dem Wort selig zu tun.
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Mit dieser Erklärung waren schließlich auch Herr Wort und Frau Unterschied zufrieden. Frau Unterschied meinte, dass es ganz sinnvoll ist, die beiden Wörter verschieden zu schreiben. Und Herr Wort war zufrieden, da nun sein wichtiges Wortstammprinzip erhalten bleibt.,
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Wieder einmal hat Herr Alt mit seiner Geschichte meine Mitarbeiter zufrieden gestellt, wenngleich auch auf überraschend andere Weise als sie zunächst gedacht hatte.
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Wenn du mehr über das Wort Seele erfahren möchtest, dann findest du auf der Wörterseite viele weitere Hinweise, zur Wortbedeutung, zur Herkunft des Wortes, zu Redensarten und Wortbildungen. Dort erfährst du auch, was die Seele mit dem See verbindet. Das ist eine wirklich interessante Geschichte.
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Weiterführende Informationen
Modellwortschatz
Das Wort selig kommt im Modellwortschatz nicht vor.
Wörterlisten
Je nach Region wird wird das Wort selig am Ende mit [ɪç] (*selich) oder [ɪk] (*selik) gesprochen. Im Duden Aussprache-Wörterbuch wird die Aussprache [ɪç] bevorzugt. Im Komparativ wird [ˈzeːˌlɪɡɐ] gesprochen.
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Die folgende Tabelle enthält Wortbildungen mit dem Grundwort selig, zu denen es auch ein Nomen mit der Endung -keit(Seligkeit) gibt.
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Wortbildungen mit dem Grundwort selig und Seligkeit
Grundwort
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Aussprache
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Bedeutung
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Nomen
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armselig
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[ˈaʁmˌzeːlɪk], [...ɪç]
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von großer Armut
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Armseligkeit
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bierselig
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[ˈbiːɐ̯ˌzeːlɪk], [...ɪç]
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berauscht vom Biertrinken
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Bierseligkeit
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feindselig
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[ˈfaɪ̯ntˌzeːlɪk], [...ɪç]
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sich feindlich verhalten; offen Ablehnung zeigen
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Feindseligkeit
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gefühlsselig
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[ɡəˈfyːlsˌzeːlɪk], [...ɪç]
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sich seinen Gefühlen hingeben
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Gefühlsseligkeit
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glückselig
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[ˌɡlʏkˈzeːlɪk], [...ɪç]
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sehr glücklich
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Glückseligkeit
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gottselig
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[ɡɔtˈzeːlɪk], [...ɪç]
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gottesfürchtig, abwertend: übertrieben fromm; keine Steigerungsform
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Gottseligkeit
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habselig
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[ˈhaːpˌz̥eːlɪk], [...ɪç]
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nur wenig Habe besitzen
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Habseligkeit
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holdselig
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[ˈhɔltzeːlɪk], [...ɪç]
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liebreizend, anmutig
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Holdseligkeit
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leutselig
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[ˈlɔɪ̯tˌzeːlɪk], [...ɪç]
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zu Leuten freundlich sein
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Leutseligkeit
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mühselig
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[ˈmyːˌzeːlɪk], [...ɪç]
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es bereitet viel Mühe
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Mühseligkeit
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redselig
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[ˈʁeːtˌzeːlɪk], [...ɪç]
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viel und gerne redend
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Redseligkeit
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rührselig
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[ˈʁyːɐ̯ˌzeːlɪk], [...ɪç]
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übertriebene Rührung empfinden
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Rührseligkeit
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saumselig
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[ˈzaʊ̯mˌzeːlɪk], [...ɪç]
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mit der Erfüllung einer Pflicht im Rückstand
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Saumseligkeit
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tränenselig
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[ˈtrɛːnənzeːlɪk], [...ɪç]
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gefühlvoll und sentimental in Tränen aufgelöst
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Tränenseligkeit
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trübselig
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[ˈtʁyːpˌzeːlɪk], [...ɪç]
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voller Trübsal
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Trübseligkeit
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unglückselig
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[ˈʊnɡlʏkˌzeːlɪk], [...ɪç]
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sehr unglücklich
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Unglückseligkeit
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unselig
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[ˈʊnˌzeːlɪk], [...ɪç]
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Unglück bringend
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Unseligkeit
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vertrauensselig
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[fɛɐ̯ˈtʁaʊ̯ənsˌzeːlɪk], [...ɪç]
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jemandem blindlings vertrauen
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Vertrauensseligkeit
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walzerselig
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[ˈvalt͡sɐzeːlɪk], [...ɪç]
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ganz der Walzermusik hingeben
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Walzerseligkeit
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weinselig
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[ˈvaɪ̯nˌzeːlɪk], [...ɪç]
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durch viel Wein rauschhaft glücklich sein
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Weinseligkeit
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Darüber hinaus gibt es weitere Wortbildungen, die in der folgenden Tabelle nach der Wortart sortiert sind.
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Weitere Wortbildungen mit den Grundwort selig:
Grundwort
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selig, Seligkeit, Selige, Seligmann
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Adjektive
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bittselig, erinnerungsselig, harmonieselig, hochselig, melodieselig, sektselig, sonnenselig, unglückseligerweise, unseligerweise, wodkaselig
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Nomen
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Beseligung, Melodienseligkeit, Operettenseligkeit, Schlagerseligkeit, Seligpreisung, Seligsprechung, Seligsprechungsprozess, Seligsprechungsverfahren
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Verben
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beseligen, seligmachen, seligpreisen, seligsprechen
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Redensarten, Zitate
Es gibt sehr viele Redensarten, Sprüche und Zitate, in denen das Stichwort selig oder Wortbildungen mit diesem Grundwort (z. B. armselig, feindselig, glückselig) vorkommen. Hier einige wenige Beispiele:
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Mehr als zweihundert weitere Redensarten etc. mit Wortbildungen und dem Stichwort selig findest du auf folgenden Internetseiten: (Die mit *) versehenen Seiten sind nicht werbefrei.)
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Aphorismen *), Birgitt Krohn, deutsche Sprichwörter, deutsche Sprichwörter,
DWDS, Gutzitiert *), OWID, Redensarten-Index *), Wikiquote, Wiktionary, Zitate-online *)
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Quellen Wörter/Wortanalyse:
Modellwortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Modellwortschatz,
Wortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Gesamtwortschatz, Gerhard Augst: Wortfamilienwörterbuch, Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo
Rechtschreibung: Wiktionary, Duden, DWDS, IDS
Etymologie: DWDS, educalingo, Wörterbuchnetz, Wortbedeutung.info, Wikipedia