Benutzen

Sagt man nutzen oder benutzen? Ich nutze die Straßenbahn... Ich benutze die Straßenbahn, um in die Schule zu fahren.

Diskussion

	Die beiden Wörter werden meist mit einer etwas verschiedenen Bedeutung genutzt. Allerdings gibt es auch einige Überschneidungen, so wie in deinem Beispiel.
	Das Wort benutzen bedeutet: einen Nutzen aus etwas ziehen. Hier ein Beispiel:
	Ein Wörterbuch benutzen. = Nutzen aus einem Wörterbuch ziehen. Oder: Die Straßenbahn benutzen. = Nutzen daraus ziehen, dass die Straßenbahn an der Schule hält.
	Das Verb nutzen bedeutet: etwas zu seinem eigenen Nutzen verwenden. Ich kann also die Straßenbahn nutzen, um zur Schule zu fahren. Ich nutze also die Straßenbahn zu meinem eigenen Vorteil.
	Es kann auch bedeuten: sich etwas zunutze machen, etwas auszunutzen: Ich nutze jede freie Minute, um ein spannendes Buch zu nutzen.
	Und dann gibt es noch die Wörter nützen und nützlich. Sie werden vor allem gebraucht, um auszudrücken, dass etwas oder jemand (nicht) hilfreich ist, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Das Verb nützen kommt häufig bei einer Verneinung vor und nützlich für den positiven Fall.
	Die Straßenbahn nützt mir gar nichts, wenn gestreikt wird.
	Es ist recht nützlich zu wissen, dass die Straßenbahn immer pünktlich fährt.
	Mein lieber Herr Wort, geht es nicht ein bisschen kürzer und vor allem einfacher? Das kann doch kein Kind verstehen.
	Nun, ja, ich kann's versuchen.
	Ob ich nun die Straßenbahn nutze oder benutze, das macht keinen großen Unterschied.
	Und das Verb nützlich kann man meist auch durch hilfreich ersetzen.
	Das Grundwort von benutzen ist vom Verb nutzen und dieses ist wiederum vom Nomen der Nutzen abgeleitet.
	Diese Wörter sind schon sehr alt. Wir haben sie von den Germanen übernommen. Dort bedeutete *nutjō = etwas gebrauchen, von etwas einen Nutzen haben.
	Aus dem germanischen *nutjō hat sich das alhochdeutsche Nomen nuz (= der/die Nutz) und die Verben nuzzôn (= nutzen) und nuzjan (= nützen) entwickelt.
	Das germanische *nutjō ist eng verwand mit dem germanischen *neutan. Aus diesem Nomen hat sich zunächst in althochdeutscher Zeit nioʒan und später ginioʒan entwickelt, unser heutiges Wort genießen.
	In den Verben nutzen, benutzen und nützlich steckt auch die alte Bedeutung genießen, von etwas Genuss haben.
	In den drei nordischen Fremdsprachen (Dänisch, Norwegisch und Schwedisch) können die Wörter nützen = nytte, benutzen = benytte und nützlich = nyttig auf den germanischen Ursprung *nutjō zurückgeführt werden. Wenn du den Buchstaben y wie ein ü sprichst, kannst du diesen Zusammenhang leicht heraushören.

Weiterführende Informationen

Modellwortschatz

Das Wort Stichwort gehört zum Modellwortschatz (Karteikarte: Vorderseite, Rückseite).

Du kannst dir zu diesem Wort auch einige Fremdsprachen anhören.

Wörterliste

Die folgende Tabelle enthält das Grundwort nutzen sowie Nomen- Adjektiv- und Verb-Ableitungen. Die einzelnen Wörter sind mit dem Online Wörterbuch Wiktionary verlinkt.

Grundwort

nutzen	Aussprache: [ˈnʊt͡sn̩]; Verb: ich nutze, du nutzt, er nutzt, wir nutzen, ihr nutzt, sie nutzen; Partizip: genutzt; Hilfsverb: haben
Nomen:	der Nutzer, die Nutzerin
Adjektive:	nutzbar, nutzlos, nützlich; nutzbringend, nutzerfreundlich
Vorsilben:	abnutzen, ausnutzen, benutzen, mitbenutzen, mitnutzen, nachnutzen, nutzen, übernutzen, umnutzen, vernutzen

Die nächsten beiden Tabellen enthalten Wortbildungen zum Grundwort nutzen. Die erste Tabelle ordnet die Wörter nach der Stellung des Morphems nutz im Wort:

• Erstglied: Determinans = Bestimmungswort; Beispiel Nutztier, Bestimmungswort = nutz
• Letztglied: Determinatum = Grundwort; Beispiel Nutztier, Grundwort = Tier
• Mittelglied: Dieses wird in den Sprachwissenschaften meist zusammen mit dem Erstglied oder Letztglied als Grundwort oder Bestimmungswort zusammengefasst; Beispiele: Nutztierrasse: Bestimmungswort = Nutztier, Grundwort = Rasse; Nutzfahrzeug: Bestimmungswort = nutz, Grundwort = Fahrzeug.

Die Wörter sind mit dem Online Wörterbuch Wiktionary verlinkt.

Die letzte Tabelle listet die Wortbildungen mit dem Morphem nutz in alphabetischer Sortierung auf. Die einzelnen Wörter sind mit dem Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) verlinkt.

Belege/Quellen

Diskussionsseite: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS); Wiktionary, Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Verlag de Gruyter, 2011

Wörterlisten:

Wortfamilienwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache von Gerhard Augst, (1998)/ (2009)

Wortschatzanalyse: Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo des Instituts für deutsche Sprache (IDS) mit rd. 326.946 Wörtern (Stand 12.2022).

Verlinkungen: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS); Online-Wörterbuch Wiktionary

Alle Internetquellen wurden zwischen dem 12. und 15.11.2023 abgerufen.

Seitenanfang
Quellen Wörter

---

Wörter:

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

U

V

W

X

Y

Z