Fasching
Bei uns sagt man Fastnacht. Meine Mutter sagt immer Fasching und mein Vater Karneval. Meine Lehrerin meint, dass alle Wörter das gleiche bedeuten und die Tage vor der Fastenzeit beschreiben. Bei dem Wort Fastnacht ist klar, dass es die Nacht ist, bevor die Fastenzeit beginnt. Aber warum sagen meine Eltern Fasching und Karneval? |
Diskussion
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Deine Lehrerin hat in einem Punkt recht. Alle Wörter beschreiben die Tage vor Beginn der Fastenzeit. In den einzelnen Regionen Deutschlands haben sich schon im Mittelalter verschiedene Wörter für diese Tage gebildet. Schau dir einmal die Abbildung rechts an. Da kannst du sehen, in welchen Regionen die Zeit vor dem Aschermittwoch genannt wird. Frag einmal deine Eltern, in welcher Stadt sie aufgewachsen sind. Vergleiche diese Region mit den Punkten in der rechten Abbildung. Vermutlich ist dein Vater im Rheinland aufgewachsen und deine Mutter? Frag sie einfach einmal. |
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Die Bedeutung und Herkunft des Wortes Karneval hat mein Team schon vor einiger Zeit beschäftigt und sie haben hierüber diskutiert. Klicke auf das Wort Karneval und du gelangst zu der Wörterseite mit den Erklärungen. |
Für das Wort Fasching findest du auf der Landkarte sehr viele grüne Punkte. Im Norden, im Osten, im Süden und in ganz Österreich wird Fasching gefeiert. Im Westen und in der Schweiz hingegen gibt es viele verschiedene Begriffe für die Zeit vor Aschermittwoch, Fasnacht, Fasenacht, Fastnacht, Fasnet und auch Wörter, die nicht auf der Landkarte verzeichnet sind, wie z. B. Fastelovend oder Fasteleer. In all diesen Wörtern steckt das Wort fasten. | |
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Das gilt auch für das Wort Fasching. Auch wenn man es diesem Wort nicht ansieht, so steckt auch in ihm das Wort fasten. Im 13. Jahrhundert hieß es noch vaschanc, vaschang. Das Wort ist zusammengesetzt aus vas = fasten und schanc/schang = Ausschank. Fasching bedeutet also sinngemäß: Der letzte Ausschank von alkoholischen Getränken vor Beginn der Fastenzeit.
Damals sprach man unser heutiges sch noch getrennt, also [ˈfas ʃaŋk] oder [ˈfas xaŋ]. Erst später wurde s+ch zusammengezogen und [ ʃ ] (wie z. B. in dem Wort Flasche) gesprochen. Im 17. Jahrhundert ist dann aus dem a in der letzten Silbe ein i geworden: Fasching. |
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Auf der Landkarte oben kannst du sehen, dass das Wort Fasching vor allem im östlichen deutschen Sprachraum vorherrscht, von der Ostsee bis Südtirol. Das Wort ist auf den deutschen Sprachraum begrenzt. In anderen Ländern hat sich das Wort Karneval durchgesetzt. |
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Weiterführende Informationen
Modellwortschatz
Das Wort Fasching gehört nicht zum Modellwortschatz.
Wörterliste
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Hinweise zum Wort Fasching
Unikales Morphem ?
a) Einerseits: Wenn wir von der seit dem 17. Jh. bezeugten Form Fasching ausgehen, dann handelt es sich um eine Wortbildung mit dem Morphem fasch und dem Suffix ing. Das Morphem fasch kommt in dieser Bedeutung nicht isoliert und in keiner anderen Wortbildung vor.
b) Andererseits: Seit dem 13. Jh. ist das Wort als mhd. vaschnac, vaschang bekannt. Dies kann als Wortbildung von vast (= fasten) und schang = Ausschank betrachtet werden. In diesem Fall ist die Verkürzung der Wortbildung aus fa (= fast) und sch (= schang) zu fasch ebenfalls unikal.
c) Allerdings: Wir können auch die Entwicklung von vaschang zu Fasching als einen Vokalwechsel betrachten. In diesem Fall müssen die Morpheme fa und sching bewertet werden. Beide Morpheme (fa, sching) kommen in dieser Bedeutung nicht isoliert und in keinen weiteren Wortbildungen vor. Beide Morpheme wären demnach unikal.
d) Nicht zuletzt: Das Wort Fasching kann aber auch als ein Wort (und nicht als Wortbildung) betrachtet werden. In diesem Fall entfällt auch die Frage nach einem unikalen Morphem.
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Die möglichen Morpheme im Wort Fasching bleiben unklar. Das Wort wird der Gruppe unklar zugeordnet. |
Belege/Quellen
DWDS, Wiktionary, Wörterbuchnetz (versch. Wörterbücher, vor allem Adelung, Goethe, Grimm), ZDL sowie verschiedene nicht werbefreie Quellen: Educalingo, Duden Online-Wörterbuch, wissen.de
Weiterführende Informationen zu den Scheinwörtern/unikalen Morphemen
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