Germanischer Sprachraum

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Entwicklung der Schrift: Germanischer Sprachraum - Runenschrift - Mundarten (Dialekte) - Althochdeutsch - Mittelhochdeutsch - Hochdeutsch

Der germanische Sprachraum

So wir wir heute sprechen, nämlich hochdeutsch, war es nicht immer. In München wurde (früher) anders gesprochen als in Stuttgart, in Dresden anders als in Köln oder Hamburg. Die Sprache und Aussprache von Wörtern war von Region zu Region verschieden. Wir sprechen daher von Mundarten oder Dialekten.
Die gemeinsamen Wurzeln liegen in der germanischen Sprache. Die Germanen besiedelten lange Zeit ein Gebiet, das ungefähr vom Rhein im Westen bis zur Weichsel im Osten und von der Nord- und Ostsee im Norden bis zur Donau im Süden reichte. Bi-LB Germanen-100nCh.png Bildquelle: Verbreitungsgebiet ca. 100 n. Chr.
Die Germanen waren kein einheitlicher Staat, wie wir ihn heute kennen. Es waren verschiedene Stämme mit jeweils einem Stammesfürsten an der Spitze und eigenem Rechtssystem.
Du kannst dir das ungefähr so vorstellen wie in Deutschland. Hier haben wir auch verschiedene Bundesstaaten mit einem Ministerpräsidenten an der Spitze. Allerdings gab es damals in Germanien noch keine Demokratie. Die Stammesfürsten entschieden alles ganz ohne Parlament.
Die Germanen hatten zwar eine gemeinsame Sprache, aber sie unterschied sich von Stamm zu Stamm. Das war also so ähnlich wie heute: In Bayern spricht man ein bisschen anders als in Österreich oder Schwaben.
Nun möchtest du sicherlich erfahren, woher wir wissen, wie die Germanen damals gesprochen haben. Nun: Wir wissen es nicht wirklich. Damals gab es ja noch keine Handys, keine Mikrofone und keine Tonaufzeichnungen. Wie die Germanen gesprochen haben, können Sprachwissenschaftler heute nur anhand der wenigen überlieferten Texte erschließen. Auf der Seite zur Runenschrift kannst du mehr darüber erfahren, wie die Germanen vor rund zweitausend Jahren geschrieben haben. Und von diesen wenigen Schriften können die Wissenschaftler heute erschließen, wie die Germanen gesprochen haben.
Mit der Zeit veränderte sich die Sprache und auch die schriftlichen Aufzeichnungen der Germanen. Der Handel zwischen den germanischen Stämmen und anderen Völkern führte dazu, dass viele Wörter aus anderen Sprachen übernommen wurden. Das war damals schon so wie heute. Die Germanen trieben viel Handel mit den Römern. Und von diesen übernahmen sie viele Wörter. z. B.
  • Wörter für Lebensmittel: (Rote) Bete – lateinisch bēta, Essig - lat. acēre, Käse – lat. cāseus, Zwiebel - lat. cēpula, ...
  • Wörter aus dem Haushalt: Kelch - lat. calix, Kanne – lat. canna, Karre – lat. carrus, Kessel - lat. catillus, Kiste – lat. cista, ...
  • weitere Wörter: Familie – lat. familia, Fenster – lat. fenestra, Ferien - lat. feriae, Schule - lat. schola, Zelle – lat. cella, ...
Heute ist das nicht viel anders. Wir übernehmen heute viele Wörter aus der englisch/amerikanischen Sprache, wie z. B. die Wörter Internet, Computer und surfen. Oder es entstehen ganz neue Wörter, wie z. B. Handy oder googeln.
Aus dem Westgermanischen entwickelten sich im heutigen deutschsprachigen Raum bis zur Mitte des ersten Jahrtausends verschiedene westgermanische Sprachgruppen: Bi-LB-Westgermanen-2.pngBildquelle
  • im Süden entwickelten sich althochdeutsche Dialekte,
  • weiter im Norden altsächsische Dialekte,
  • im Westen hiervon die altniederländischen Dialekte und
  • an der heutigen Nordseeküste altfriesische Dialekte.
Auch heute noch kannst du diese Unterschiede hören. Auf der Seite Mundarten (Dialekte) findest du viele Verschiedene Sprachbeispiele aus verschiedenen deutschen Sprachregionen. Wenn du in Norddeutschland wohnst, wirst du (oder deine Eltern) die verschiedenen norddeutschen Dialekte eher verstehen, als die Dialekte in Süddeutschland oder Österreich.
Aus den altdeutschen Dialekten entwickelte sich das Althochdeutsche (750 n. Chr. bis ca. 1050 n. Chr.) und dann Mittelhochdeutsch (bis ca. 1350 n. Chr.). Mit der Erweiterung des deutschen Sprachraums vermischten sich die mittelhochdeutschen und sächsischen (norddeutschen) Dialekte. Hieraus entstand schließlich unser bekanntes Hochdeutsch (ab ca. 1350 n. Chr.).
Nun hast du etwas über den Ursprung der deutschen Sprache von den Germanen bis zum Hochdeutschen erfahren. Wichtig ist noch etwas: Es gibt einen großen Unterschied zwischen der gesprochener und der geschriebener Sprache. In der gesprochenen Sprache wurde weitgehend in regional begrenzten Dialekten gesprochen. In manchen Gegenden überwiegt auch heute noch der Dialekt in der Alltagssprache. In der geschriebenen Sprache hingegen hat sich mit der Zeit die an allgemeinen Rechtschreibregeln orientierte hochdeutsche Schreibung durchgesetzt.
Auf der Seite Mundarten im deutschsprachigen Raum kannst du mehr darüber erfahren,
  • in welchen Regionen welcher Dialekt gesprochen wird,
  • wie sich die Aussprache der Dialekte anhört und
  • wie ein Text in einer Mundart geschrieben aussieht.
Auf der Seite über die Runenschrift erfährst du mehr darüber, wie die Germanen geschrieben haben. Mehr zur Entwicklung der deutschen Sprache und Schrift erfährst du auf der Seite Entwicklung der Sprache und Schreibung im deutschsprachigen Raum.

Quellen

Germanen: Wikipedia: Germanische Stämme, Abbildung: Verbreitung der Germanen 100 n. Chr.

Deutsche Sprachgeschichte: Wikipedia: , Germanische Sprachen bis zum Althochdeutsch

Westgermanischer Sprachraum: Althochdeutsche Sprache, Abbildung


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