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|So ganz genau weiß ich es nicht. Fest steht, dass das Verb ''geben'' von dem alten germanischen Wort ''*geban'' abgeleitet ist. | |So ganz genau weiß ich es nicht. Fest steht, dass das Verb ''geben'' von dem alten germanischen Wort ''*geban'' abgeleitet ist. Im frühen Mittelalter hieß es noch ''geban'', später dann ''geben''. Hieraus lässt sich nicht erschließen, wie das ''i'' in die zweite und dritte Person Einzahl gekommen ist. | ||
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|Sofort setzte | |Sofort setzte sich Herr Alt an seinen Computer und durchforstete verschiedene Wörterlisten und alte Texte und Wörterbücher. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. | ||
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|Auch heute noch wird in vielen Regionen das ''i'' kurz gesprochen. So sagt man beispielsweise im Ruhrgebiet: „''Gib mich ma de Butta''.“ (Gib | |Auch heute noch wird in vielen Regionen das ''i'' kurz gesprochen. So sagt man beispielsweise im Ruhrgebiet: „''Gib mich ma de Butta''.“ (Gib mir mal die Butter.). In Aussprachewörterbüchern wird hingegen das ''i'' als lang gesprochen angegeben: du [https://de.wiktionary.org/wiki/gibst <nowiki>[ɡiːpst]</nowiki>], er/sie [https://de.wiktionary.org/wiki/gibt <nowiki>[ɡiːpt]</nowiki>]. | ||
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|Ob allerdings diese Schreibung mit ''i'' anstelle von ''ie'' auf der Konferenz festgelegt wurde lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Es kann auch sein, dass sich Konrad Duden bei der Neuauflage seines Wörterbuches an dem allgemeinen Sprachgebrauch orientiert hat. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein „Tippfehler“ des Buchdruckers. | |Ob allerdings diese Schreibung mit ''i'' anstelle von ''ie'' auf der Konferenz festgelegt wurde, lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Es kann auch sein, dass sich Konrad Duden bei der Neuauflage seines Wörterbuches an dem allgemeinen Sprachgebrauch orientiert hat. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein „Tippfehler“ des Buchdruckers. | ||
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===Wortbildungen zum Wortstamm ''gieb''=== | ===Wortbildungen zum Wortstamm ''gieb''=== | ||
Das Wort ergiebig war im 16. Jahrhundert die erste Wortbildung in der der Wortstamm der 2. und 3. Person Singular Präsens (gieb mit ie) mit einer Vorsilbe verbunden | Das Wort ergiebig war im 16. Jahrhundert die erste Wortbildung, in der der Wortstamm der 2. und 3. Person Singular Präsens (gieb mit ie) mit einer Vorsilbe verbunden wurde. Später kamen noch die Wortbildungen ausgiebig, freigiebig und nachgiebig hinzu. | ||
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Version vom 15. April 2025, 08:24 Uhr
weiterführende Informationen zum Stichwort geben |
Warum schreiben wir er gibt nicht mit ie? Wir sprechen hier doch ein langes i. |
Meike, Klasse 5, Bremerhaven |
Warum schreiben wir ergiebig mit ie aber du gibst nur mit i. Beide Wörter werden doch auf geben zurückgeführt. |
Heike, Klasse 5 |
Wir sagen er gibt und er gab. Warum heißt es nicht er gebt und er gebte so wie bei den Verben reden, leben oder lernen (er lernt, lernte). |
Isa, Klasse 6, Köln |
Diskussion
geban - giban - geben
geben - gib - gab
er giebt - er gibt
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Bleibt noch die Frage: Warum wir die zweite und dritte Person mit i und nicht mit ie schreiben: |
Hier gab es lange Zeit ein großes Durcheinander. Die einen schrieben du gibst und er gibt, die anderen du giebst und er giebt. In der gehobenen Sprache wurde das i lang gesprochen: er gibt [ɡiːpt]. In der Alltagssprache hingegen sprach man das i in den meisten Regionen kurz: er gibt [ɡipt]. | |
Auch heute noch wird in vielen Regionen das i kurz gesprochen. So sagt man beispielsweise im Ruhrgebiet: „Gib mich ma de Butta.“ (Gib mir mal die Butter.). In Aussprachewörterbüchern wird hingegen das i als lang gesprochen angegeben: du [ɡiːpst], er/sie [ɡiːpt]. | |
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Vielleich kann ich das Rätsel lösen. Konrad Duden brachte 1880 sein erstes Wörterbuch heraus. In diesem Wörterbuch fand sich folgender Eintrag (siehe Abbildung rechts). Konrad Duden bevorzugte damals die gehobenen Aussprache mit lang gesprochenem i. |
Einige Jahre später (1901) fand die zweite Orthografische Konferenz statt. Hier wurde zum ersten Mal die Rechtschreibung verbindlich für alle Behörden und Schulen festgelegt. Viele regionale Unterschiede in der Rechtschreibung wurden damals vereinheitlicht. Kurz nach der Konferenz brachte Konrad Duden ein neues Wörterbuch heraus, das sich an den Vereinbarungen der Konferenz orientierte. In diesem Wörterbuch finden wir die Schreibung du gibst und er gibt (siehe die Abbildung links). | |
Ob allerdings diese Schreibung mit i anstelle von ie auf der Konferenz festgelegt wurde, lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen. Es kann auch sein, dass sich Konrad Duden bei der Neuauflage seines Wörterbuches an dem allgemeinen Sprachgebrauch orientiert hat. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein „Tippfehler“ des Buchdruckers. | |
Halten wir fest: Alle Wörterbücher, die nach 1902 erschienen, haben die Schreibung mit einfachem i übernommen - bis heute. | |
Schade, dass sich keine Rechtschreibkommission später getraut hat, diese eine Ausnahmeschreibung an die Regel zum lang gesprochenen [iː] anzupassen. | |
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Ja, da gebe ich Herrn Wort ausdrücklich recht. Wir sollten endlich das Wort gibt mit ie schreiben dürfen. Das wäre nicht nur einfacher, das sähe auch viel schöner aus. |
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Solch ein Quatsch. Das Wort gibt ist viel kürzer und daher auch viel einfacher. Und: Diese Schreibung ist etwas ganz besonderes! Hier hat sich die Schreibung an die normale Aussprache angepasst. Und das kommt nicht allzu oft vor. |
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Zum Glück brachte Herr Alt schnell das Thema noch einmal auf die Ausgangsfrage von Heike. Sonst hätten diese beiden noch lange über gibt oder giebt gestritten. |
ergiebig
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Weiterführende Informationen
Modellwortschatz
Das Wort geben gehört zum Modellwortschatz (siehe Karteikarte: Vorderseite, Rückseite).
Du kannst dir auch einige [Fremdsprachen] anhören.
Weiterführende Informationen zum Verb geben
Entstehung: | ie. *ghabh, germ. *geban, got. giban; ahd. geban, mhd. geben |
Wortinfo: | Verb: Präsens ich gebe, du gibst, er/sie/es gibt; wir geben, ihr gebt, sie geben |
Präteritum: ich gab, du gabst, er/sie/es gab, wir gaben, ihr gabt, sie gaben; Perfekt: gegeben, Futur: werden geben | |
Aussprachen: geben - ˈɡeːbn̩, gib - ɡiːp, gab - ɡaːp, gäbe - ˈɡɛːbə, Gabe - ˈɡaːbə | |
Konjunktiv II: ich gäbe, du gäbest (gäbst), er/sie/es gäbe; wir gäben, ihr gäbet (gäbt), sie gäben | |
Wortbildungen: | sh. Wörterliste - Info - geben |
Ableitungen: | geben, Personenbez. Geber(in); Gabe, |
Wortbildungen zum Wortstamm gieb
Das Wort ergiebig war im 16. Jahrhundert die erste Wortbildung, in der der Wortstamm der 2. und 3. Person Singular Präsens (gieb mit ie) mit einer Vorsilbe verbunden wurde. Später kamen noch die Wortbildungen ausgiebig, freigiebig und nachgiebig hinzu.
Grundwort | Alter | Aussprache | Bedeutung | Nomen | Gegenwort | Nomen |
---|---|---|---|---|---|---|
ausgiebig | 18. Jh. | [ˈaʊ̯sɡiːbɪç], [...bɪk] | reichlich, gründlich | Ausgiebigkeit | ||
ergiebig | 16. Jh. | [ɛɐ̯ˈɡiːbɪç], [...bɪk] | besonders ertragreich | Ergiebigkeit, | unergiebig | Unergiebigkeit |
freigiebig | 18. Jh. | [ˈfʁaɪ̯ˌɡiːbɪç], [...bɪk] | willig und bereit zu geben | Freigiebigkeit | ||
nachgiebig | 18. Jh. | [ˈnaːxˌɡiːbɪç], [...bɪk] | Bereitschaft, schnell nachzugeben | Nachgiebigkeit | unnachgiebig | Unnachgiebigkeit |
In dieser Übersicht sind die Wörter mit dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache bzw. dem Online-Wörterbuch Wiktionary verlinkt. Dort findest du weiterführende Informationen zur Bedeutung und Herkunft der Wörter.
Belege/Quellen
Quellen Wörter/Wortanalyse:
Modellwortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Modellwortschatz,
Wortschatz: Sommer-Stumpenhorst: Gesamtwortschatz, Gerhard Augst: Wortfamilienwörterbuch, Korpus basierte Wortgrundformenliste DeReWo
Rechtschreibung: Wiktionary, Duden, DWDS, IDS
Etymologie: DWDS, educalingo, Wörterbuchnetz, Wortbedeutung.info, Wikipedia
Weitere Quellenangaben findest du auf der Seite Info - geben
weiterführende Informationen zum Stichwort geben |
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