Umlaute

Aus Fragen an Graf Ortho
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Weiterführende Hinweise zu den Umlauten

Kinder stellen immer wieder Fragen zu den Umlauten. Hier eine kleine Auswahl:

Woher kommen die Umlaute?
Warum kommen im Alphabet die Buchstaben ä, ö, ü nicht vor?
Zu den Buchstaben a, o und u gibt es noch zweite Buchstaben mit einem Doppelpunkt. Warum gibt es diese Doppelpunktbuchstaben nicht auch für e und i?
Warum sagen wir zu ä, ö und ü Umlaute?
Wir schreiben ärgern und Ente. Beide Wörter klingen am Anfang gleich. Aber mal schreiben wir ä und mal e.
...

Auf dieser Seite gehen Graf Ortho und sein Team der Frage nach, woher die Umlaute kommen. Wie sind die Buchstaben a, o und u zu den beiden Punkten darüber gekommen?

Interessierte, die mehr über die Umlaute wissen wollen finden weitere Informationen, Diagramme und Wörterlisten auf den Info - Seiten.

Diskussion

Graf Ortho Du möchtest wissen, woher die Umlaute kommen und warum wir auf die Buchstaben a, o und u zwei Punkte setzen?

Am besten fragen wir hier Herrn Alt. Er wird dir das sicherlich erklären können.

Herr Alt Die Buchstaben haben wir von den Römern übernommen. Die Römer kannten 24 Buchstaben. Unsere Vorfahren, die Germanen, hatten aber viel mehr Laute. Daher nutzten sie für einige Laute mehrere Buchstaben, so zum Beispiel ch oder sch. Das gleiche machten sie auch mit den Lauten [ɛ] (wie in Ärmel), [øː] (wie in Öl) und [yː] wie in dem Wort üben. Für diese Laute schrieben unsere Vorfahren die Buchstabenfolgen ae, oe und ue.

Nehmen wir als Beispiel das Wort Gerät. In mittelhochdeutscher Zeit, also vor rund tausend Jahren, schrieb man geraete oder genauer geræte.

Herr Schön Das gefällt mir. So sieht das Wort gleich viel schöner aus.
Herr Alt Also, es gab da nur ein kleines Problem. Beim schnellen Lesen wusste man nicht, ob die Buchstaben a und e als [ɛː] (ä) oder getrennt gesprochen werden, wie zum Beispiel bei den Wörtern Israel oder Oboe oder Statue.
Da kamen die Schreiber auf eine gute Idee. Sie setzten den Buchstaben e über die Buchstaben a, o oder u. Das sah dann so aus: Bi-LB Umlaut-ae-2.jpg . Bi-LB Umlaut-oe-2.jpg . Bi-LB Umlaut-ue-2.jpg
Als Handschrift wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine Kurrentschrift (später Sütterlin-Schrift) geschrieben. Hier sahen die Buchstabenfolgen ae, oe und ue so aus: Bi-LB Umlaut-ae-1.jpg . Bi-LB Umlaut-oe-1.jpg . Bi-LB Umlaut-ue-1.jpg
Und wenn nun der Buchstabe e über die Buchstaben a, o oder u gesetzt wurde, dann sahen die Buchstaben so aus: Bi-LB Umlaut-ae-3.jpg . Bi-LB Umlaut-oe-3.jpg . Bi-LB Umlaut-ue-3.jpg
Der Buchstabe e ähnelt in der Kurrentschrift unserem Kleinbuchstaben n. Beim schnellen Schreiben wurde der Buchstabe e immer weiter vereinfacht. Zuerst wurde aus dem Schreibschrift-e zwei Striche ... Bi-LB Umlaut-ae-4.jpg . Bi-LB Umlaut-oe-4.jpg . Bi-LB Umlaut-ue-4.jpg
... und später wurde aus den beiden Strichen zwei Pukte: Bi-LB Umlaut-ae-5.jpg . Bi-LB Umlaut-oe-5.jpg . Bi-LB Umlaut-ue-5.jpg
Herr Alt Diese Vereinfachung wurde später auch in den Druckbuchstaben übernommen. So entstanden die Buchstaben Ä/ä, Ö/ö und Ü/ü.
Herr Wort Wenn es auf deiner Computertastatur die Buchstaben Ä/ä, Ö/ö und Ü/ü nicht gibt, dann kannst du diese Umlaute auch so wie früher mit Ae/ae, Oe/oe oder Ue/ue schreiben.

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Weiterführende Informationen

Sprachgeschichte

Sprachgeschichtlich haben sich die Umlaute zwischen dem althochdeutschen (etwa 750 bis 1050 n. Ch.) und mittelhochdeutschen (zwischen 1050 und 1350) entwickelt. Bei zweisilbigen Wörtern, die in der zweiten Silbe ein [i] enthielten führte dies in der Sprachentwicklung zu einer Aufhellung des ersten Vokals. In den Sprachwissenschaften wird dies deshalb auch als i-Umlaut bezeichnet. So wurde beispielsweise aus ahd. kāsi mhd. kæse und hochdeutsch dann Käse; aus ahd. scōni wurde mhd. schœne und hd. schön und aus ahd. mulin wurde mhd. müle und hd. Mühle.

Verteilung der Umlaute

Bi-LB Umlaut-Verteilung.jpg

In der deutschen Gegenwartssprache gibt es (nach der Analyse von Frau Laut) 566 Grundwörter mit Umlauten.

  • Etwa ein Drittel (198) sind Fremdwörter, z. B. Diät, Ökonomie, Püree; Wörter mit den Endungen –är (populär, Sekretär), –ität (Autorität, Universität), –ös (nervös, seriös) und der Vorsilben prä– (Präposition, Präsident); eingedeutschte Schreibungen französischer Wörter mit –ai– (Majonäse) oder –eur– (Frisör, Likör).
  • Einige Wörter (36) sind historisch als Ablaut zu verstehen, so z. B. abschüssig – Abschuss, büßen – Buße, Träne – Tran.
  • Wörter, die erst seit dem Mittelhochdeutschen belegt sind (156), haben den Umlaut erst später als Anpassung angenommen z. B. Säbel (ab 15. Jhd.), Knödel (ab 14. Jhd.), Bühne (ab 13. Jhd.).
  • Bei etwa der Hälfte der restlichen Wörter (176) kann der Umlaut direkt auf einen i-Umlaut zurückgeführt werden.


Wörterlisten

Belege zum i-Umlaut

Belege zum i-Umlaut
ahd. mhd. Grundwort
ab(a)trunnīg abetrünnec abtrünnig
anagilih einlich ähnlich
ehir eher Ähre
bitriugan betriegen betrügen
blājan blæjen, blæwen blähen
blōdi blœde blöd
bluojan, bluowen blüejen, blüen blühen
bōsi bœse böse
burdi bürde Bürde
purigōn bürgen bürgen
burgāri būrger, burgære Bürger
butin(na) büt(t)e, büten Bütte
druosi drües Drüse
(gi)tubili tübel Dübel
dunni dünne dünn
durri dürre dürr
flezzi, flazzi vletze Flöz
fruoji vrüe(je) früh
fullen, fulljan vüllen füllen
furdir vürder fürder
furisto vürste Fürst
fuotiren vuotern, vüetern füttern
giburi gebür(e) Gebühr
gihōrian gehœren gehören
girāti geræte Gerät
grubilōn grübelen grübeln
gruoni grüene grün
gruzzi grütze Grütze
huli hüle Höhle
jagari jeger(e) Jäger
gāhī gæhe jäh
chevia kevje Käfig
chāsi, kāsi kæse Käse
clungilīn klungelīn Klüngel
kliuwa kniuwel(īn) Knäuel
chnutil knüt(t)el Knüttel
kochar, chochāri kocher, kochære Köcher
kuning künic König
krāja krā(e), kræjə Krähe
kuoli küele kühl
kuoni küene kühn
kumil, kumin kümel Kümmel
kursin(n)a kürsenære Kürschner
lugī lüge Lüge
luz(z)il lütze(l) lütt
meriha merhe Mähre
māri mære Mär
muodi müede müde
muohī müe(je) Mühe
mulī, mulin mül(e) Mühle
munist(i)ri münster Münster
muniʒʒa münze Münze
mur(u)wi mür(w)e mürb
nahist næh(e)st nächste
nājen næjen nähen
nerian ner(e)n nähren
namolīh nemelīche nämlich
ōdi œde öde
ōri œr(e) Öhr
oli öl[e] Öl
pfruonta, pfrovinta pfrüende, pfruonde Pfründe
rucki, (h)rukki rück(e), ruck(e) Rücken
sul, siule sul Säule
sceffino, scaffin scheffe(ne), schepfe(ne) Schöffe
scōni schœne schön
swerian swern, swer(i)gen schwören
solari sölre, soller Söller
spāti spæte spät
stur(i)o stör(e), stür(e) Stör
stucki stücke Stück
sulza, sulcia sülze, sulz(e) Sülze
suoʒi süeʒe süß
trāgi træge träg
truobi trüebe trübe
tulli tülle Tülle
tumphilo tümpfel Tümpel
tunicha tuniche Tünche
turi tür Tür
ubil übel, ubel Übel
ubiri über über
wuosti wüeste wüst
zāhi zæhe zäh
zugil zügel Zügel

Wörterlisten zum Umlaut Ä/ä

deutsche Grundwörter mit ä
kurz gesprochener Vokal lang gesprochene Vokale
ohne Kennzeichnung mit Silben trennendem h mit Dehnungs-h Wörter mit äu
ändern äsen blähen ähneln aufräumen
Ärger Bär Fähe ähnlich Bräutigam
ärgern behäbig fähig Ähre erläutern
ätsch beschälen Häher allmählich Gebäude
ätzen bestätigen Krähe bewähren Geräusch
Bälde botmäßig krähen erwähnen häufig
bändigen Fläz mähen erzählen Litfaßsäule
bewältigen Fräse nähen Fährte Räude
dämlich gären spähen gähnen räuspern
dämmern gebären zäh gefährlich Säule
drängen Gerät Geigerzähler sträuben
Fächer Gräte Gewähr täuschen
Färse hämisch gewähren
Fußgänger Jäger jäh
Gebärde jäten mäh
Geländer Käfer Mähne
Geschäft Käfig Mähre
Gewächs Käse nähren
gewärtig Mär Strähne
grässlich mären ungefähr
grätschen mäßig vermählen
grobschlächtig prägen wählen
hängen Rädelsführer währen
hässlich Säbel während
hätscheln säen Währung
Heinzelmännchen Säge zählen
kämpfen sägen
kläffen sämig
krächzen Schädel
läppern Schäfer
läppisch schäkern
Lärche schälen
Lärm Schäre
Mädchen Schläfe
März schräg
Mätzchen schwären
nächste spät
nämlich träg
päppeln Träne
plänkeln verbrämen
plärren
Plätzchen
Rätsel
rückwärts
Schärpe
schmächtig
schwänzen
ständig
Stängel
täglich
tändeln
trällern
vollständig
wälzen
zuständig
Fremdwörter mit ä
Grundwort Lautschrift Ursprung
adäquat [adɛˈkvaːt], lateinisch
Adhäsion [athɛˈzi̯oːn] lateinisch
Ägide [ɛˈɡiːdə] griechisch
Anämie [anɛˈmiː] griechisch
Anästhesie [anɛsteˈziː] griechisch
Aquädukt [akvɛˈdʊkt] lateinisch
Äquator [ɛˈkvaːtoːɐ̯] lateinisch
Äquinoktium [ˌɛkviˈnɔkt͡si̯ʊm] lateinisch
äquivalent [ɛkvivaˈlɛnt] lateinisch
Ästhetik [ɛsˈteːtɪk] griechisch
ästimieren [ɛstiˈmiːʁən] lateinisch
Defätismus [defɛˈtɪsmʊs] französisch
Enzyklopädie [ˌɛnt͡syklopɛˈdiː] griechisch
Fäkalie [fɛˈkaːli̯ə] französisch < lateinisch
Gynäkologie [ɡynɛkoloˈɡiː] griechisch
Hämoglobin [hɛmoɡloˈbiːn] griechisch
Hämorrhoide [hɛmɔʁoˈiːdə] griechisch
Häresie [hɛʁeˈziː] griechisch
imprägnieren [ɪmpʁɛˈɡniːʁən] lateinisch
inhärent [ɪnhɛˈʁɛnt] lateinisch
Känozoikum [kɛnoˈt͡soːikʊm] griechisch
kohärent [ˌkohɛˈʁɛnt] lateinisch
lädieren [lɛˈdiːʁən] lateinisch
Leukämie [lɔɪ̯kɛˈmiː] griechisch
Mäander [mɛˈandɐ] Name griechisch
malträtieren [maltʁɛˈtiːʁən] französisch
Mätresse [mɛˈtʁɛsə] französisch
Mäzen [mɛˈt͡seːn] Name lateinisch
Orthopädie [ɔʁtopɛˈdiː] griechisch
Pädagogik [pɛdaˈɡoːɡɪk] griechisch
Paläozoikum [palɛoˈt͡soːikʊm] griechisch
Päonie [pʁɛdiˈkaːt] griechisch
Phänomen [fɛnoˈmeːn] griechisch
plädieren [plɛˈdiːʁən] französisch
Pläsier [ˌplɛˈziːɐ̯] französisch
Präambel [pʁɛˈambl̩] lateinisch
prädestinieren [pʁɛdɛstiˈniːʁən] lateinisch
Prädikat [pʁɛdiˈkaːt] lateinisch
präferieren [pʁɛfeˈʁiːʁən] lateinisch
prägnant [pʁɛˈɡnant] lateinisch
Prälat [pʁɛˈlaːt] lateinisch
Präliminare [pʁɛlimiˈnaːʁə] lateinisch
Präludium [pʁɛˈluːdi̯ʊm] lateinisch
Prämisse [pʁɛˈmɪsə] lateinisch
präparieren [pʁɛpaˈʁiːʁən] lateinisch
Präposition [pʁɛpoziˈt͡si̯oːn] lateinisch
Prärie [pʁɛˈʁiː] französisch
präsent [pʁɛˈzɛnt] lateinisch
präsentieren [pʁɛzɛnˈtiːʁən] lateinisch
präservieren lateinisch
Präsident [pʁɛziˈdɛnt] lateinisch
präsidieren lateinisch
Prätention [pʁɛtɛnˈt͡si̯oːn] lateinisch
Präteritum [pʁɛˈteːʁitʊm] lateinisch
Präzedenz [pʁɛt͡sɛˈdɛnt͡s] lateinisch
präzise [pʁɛˈt͡siːzə] lateinisch
Räson [ʁɛˈzɔ̃ː] französisch
säkular [zɛkuˈlaːɐ̯] lateinisch
säkularisieren [zɛkulaʁiˈziːʁən] lateinisch
tätowieren [tɛtoˈviːʁən] polynesisch
Zäsur [t͡sɛˈzuːɐ̯] lateinisch


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