Großschreibung von Farbadjektiven

Aus Fragen an Graf Ortho
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Chantal aus Wanfried fragt:

Warum wird in dem folgenden Satz das Farbadjektiv beige mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben?

„Momo hat recht, das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.“

Auf dieser Seite erfährst du, wann Farbadjektive groß geschrieben werden. Woran kannst du erkennen, wann ein Adjektiv ein Nomen sein kann? Die Mitarbeiter*innen von Graf Ortho können dir verschiedene Tricks verraten, wie du dies herausfinden kannst. Und diese Tricks können dir helfen auch andere Nomenbildungen zu erkennen.


Diskussion

Graf Ortho Liebe Chantal,

bei dieser Frage hat sich mein Team gar nicht so recht auf eine gemeinsame Antwort verständigen können. Bis auf Frau Kurz waren sie sich zwar einig, dass „Beige“ in diesem Falle groß geschrieben werden muss. Aber wie soll man dies einer Schülerin aus der 5. oder 6. Klasse erklären? - Das ist wirklich nicht so einfach.

Aber am besten lasse ich meine Prinzipienwächter selbst zu Wort kommen.

Frau Kurz Also, das ist doch ganz klar: Farben sind Adjektive und Adjektive schreibt man klein. Punkt! Warum sollen wir hier so ein Theater machen und das Adjektiv groß schreiben. Das versteht doch sowieso keiner, nicht einmal die Erwachsenen. Und die Lehrer können es auch nicht richtig erklären.
Herr Wort Stimmt! Farben sind Adjektive und Adjektive schreibt man klein.

Beispiel: Chantal hat sich eine blaue Bluse gekauft.

Hier kannst du fragen: Was für eine Bluse hat sich Chantal gekauft?

Und die Antwort kann sein: eine blaue, eine neue, eine schöne, eine bunte.

All dies sind Adjektive. Daher werden sie klein geschrieben.

Herr Satz Also ganz so einfach geht das nicht!

Die Wörter stehen ja nicht einfach nur so für sich da. Sie müssen doch immer im Zusammenhang betrachtet werden. Sonst machen die Wörter doch gar keinen Sinn.

In diesem Satz wird das Adjektiv „beige“ als ein Substantiv verwendet und daher müssen wir es auch groß schreiben.

Frau Kurz Und wer bestimmt das? Wer hat sich so etwas ausgedacht?
Graf Ortho Nun ja, liebe Frau Kurz, für solche Fragen gibt es einen Rat für die deutsche Rechtschreibung. Dieser Rat legt die Regeln fest, wie wir im deutschen Sprachraum schreiben sollen. Was diese 41 Weisen (24 Männer und 17 Frauen) sich ausdenken, das haben sie in dem Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung zusammengestellt.

Rechtschreibregeln zur Großschreibung

Graf Ortho Im amtlichen Regelwerk ist in der Regel § 57 festgelegt, wann Wörter als Substantive anzusehen sind.
Wörter anderer Wortarten schreibt man groß, wenn sie als Substantive gebraucht werden (…).

Substantivierte Wörter nehmen die Eigenschaften von Substantiven an. Man erkennt sie im Text an zumindest einem der folgenden Merkmale:

a) an einem

  • vorausgehenden Artikel (der, die, das; ein, eine, ein),
  • Pronomen (dieser, jener, welcher, mein, kein, etwas, nichts, alle, einige …) oder
  • unbestimmten Zahlwort (ein paar, genug, viel, wenig …),
die sich auf das substantivierte Wort beziehen;

b) an einem vorangestellten adjektivischen Attribut oder einem nachgestellten Attribut, das sich auf das substantivierte Wort bezieht;

c) an ihrer Funktion als kasusbestimmtes Satzglied oder kasusbestimmtes Attribut.

Frau Kurz Solch einen „Schmarren” nennen Sie, lieber Graf Ortho, „weise” ! ?

Wer soll so etwas denn verstehen?

Und außerdem weiß Chantal jetzt immer noch nicht, warum „Beige” nun groß geschrieben werden soll. Wie um alles in der Welt soll man sich solche Paragraphen merken?

Graf Ortho Sie haben ja Recht, Frau Kurz. Das ist ein ganz schwieriges Kapitel. Aber fragen wir doch einmal ihre Kolleginnen und Kollegen, wie diese sich merken, wann ein Farbadjektiv groß geschrieben wird

Wie meine Mitarbeiter*innen Nomenbildungen erkennen können

Frau Laut

Frau Laut Ich merke mir die wichtigsten unbestimmten Zahlwörter, also:

allerlei, alles, etwas, genug, nichts, vereinzelt, viel, wenig, zahlreich

Diese Wörter sind für mich ein Alarmsignal, da sie in der Regel auf ein Nomen hinweisen.

Beispiele:

Im Schaufenster war allerlei Schönes zu bewundern.

Er hat viel Gutes getan.

Es ist nichts Vernünftiges bei dem Gespräch heraus gekommen.

Richtig ist also: Das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.

Herr Wort

Herr Wort Ich gehe anders vor:

Ich weiß: Ein Adjektiv beschreibt, wie eine Person oder ein Gegenstand (also ein Nomen) ist. Zu einem Adjektiv gehört also ein Nomen. Die Endung des Adjektivs hängt vom Geschlecht des Nomens ab.

Beispiele:

  • der Schrank - ein großer Schrank
  • die Lampe - die helle Lampe
  • das Auto - ein schönes Auto
Umgekehrt kann ich ein Nomen mit einem Adjektiv ergänzen.

Wenn ich unsicher bin, ob das Wort in diesem Falle als Nomen gebraucht wird, dann versuche ich es mit einem Adjektiv zu ergänzen. Wenn das geht und sich die Endung des Adjektivs verändert, dann handelt es sich tatsächlich um ein Nomen und dann schreibe ich es auch mit großem Anfangsbuchstaben.

Beispiele:

Die Ampel leuchtete [Rot/rot].
Adjektivergänzung: Die Ampel leuchtete hell / dunkel rot.

Das Adjektive hell oder dunkel sind hier unverändert, also wird „rot“ hier als Adjektiv verwendet.

In diesem Fall würden beide Adjektive zusammen geschrieben (hellrot, dunkelrot).

Richtig ist also: Die Ampel leuchtete rot.

Die Ampel leuchtete in [Rot/rot].
Adjektivergänzung: Die Ampel leuchtete in hellem oder dunklem Rot.

Die Adjektive hell oder dunkel sind hier verändert. Sie haben ihre Endung an das Nomen angepasst.

Richtig ist also: Die Ampel leuchtete in Rot.

Zurück zu dem Satz von Chantal:
Das Kaninchen hatte ein wenig [Beige/beige] im Fell.
Adjektivergänzung: Das Kaninchen hatte ein wenig dunkles Beige im Fell.

Das vorangestellte Adjektiv (dunkel) ändert sich zu dunkles.

Richtig ist also: Das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.

Herr Satz

Herr Satz Das ist ja alles ganz schön und gut. Ich gehe allerdings anders vor.

Ich frage nach dem Wort. Nach einem Nomen frage ich wer oder was. Nach einem Adjektiv frage ich: was für ein. Bei einem Nomen frage ich wer oder was.

Beispiele:

Der Maler verwendet häufig [Grün/grün] in seinen Bildern.
Was verwendet der Maler häufig? - Grün

Also: Der Maler verwendet häufig Grün.

Das Kaninchen hatte ein wenig [Beige/beige] im Fell.
Was hatte das Kaninchen im Fell? - Das Kaninchen hatte Beige im Fell
Richtig ist also: Das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.

Frau Unterschied

Frau Unterschied Nun, man kann das Wort auch einfach ersetzen durch ein bekanntes Nomen.

Beispiele:

Der Maler verwendet häufig Farbe in seinen Bildern.
oder
Das Kaninchen hatte ein wenig Wasser im Fell.
Richtig ist also: Das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.
So wird ganz schnell klar, wie das Wort geschrieben werden muss. Dabei muss man aber aufpassen und den Satz in allen anderen Wörtern unverändert lassen. Nur so funktioniert der Trick.

Frau Fremd

Frau Fremd In anderen Ländern gibt es keine Großschreibung der Nomen. Daher finde ich es besonders schwierig. Aber bei Farben ist es für mich ganz einfach. Ich ersetze die Farbe durch Gold. Ein schönes Wort, was in vielen Sprachen genauso heißt. Wenn Gold passt, dann ist es ein Nomen. Wenn es golden heißen muss, dann ist es ein Adjektiv.

Beispiele:

Sie hatte goldene Haare.

Sie hatte Gold im Haar.

Also Chantall, wie muss es heißen?
  • Das Kaninchen hatte ein wenig Gold im Fell.
  • Das Kaninchen hatte ein wenig golden im Fell.
Richtig ist also: Das Kaninchen hatte ein wenig Beige im Fell.

Graf Ortho

Graf Ortho Liebe Chantal,

du siehst, es ist gar nicht so einfach mit den Farbadjektiven. Es gibt verschiedene Wege herauszufinden, ob ein Farbadjektiv als Substantiv gebraucht wird.

Meine Prinzipienwächter haben hier ganz verschiedene Tricks verwendet. Nun suche dir aus, mit welchem Trick du am besten zurechtkommst.

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