Herkunft der Fremdwörter
Weiterführende Informationen zur Herkunft von Fremdwörtern |
Besonderheiten in der Rechtschreibung von Fremdwörtern |
Woran kann ich erkennen, dass ein Wort ein Fremdwort ist? |
Vorbemerkung:
Die Internetseiten von Graf Ortho richten sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 2 bis 6. Darauf ist die Sprache und die Diskussion der Figuren des Rechtschreibteams ausgerichtet. Diese Seite über die Herkunft von Fremdwörtern setzt voraus, dass die Rechtschreibprinzipien auf der Laut-, Wort- und Satzebene bekannt sind bzw. bereits bearbeitet wurden. Das ist in der Regel erst ab der Klasse 5 der Fall.
Im ersten Kapitel Diskussion werden die bekannten Figuren des Rechtschreibteams noch einmal aufgegriffen. Der darauf folgende Text wird nicht mehr durch Diskussionen unterbrochen sondern konzentriert sich auf die inhaltliche Vermittlung. Die Sprache ist dem Alter der Schülerinnen und Schülern der Klassen fünf bis 8 entsprechend angepasst.
Diese Seite richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler, die mehr über Fremdwörter und ihre Herkunft erfahren möchten. Für das Erlernen der richtigen Schreibung von Fremdwörtern ist sie hilfreich aber nicht zwingend notwendig. Die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler zur Herkunft von Fremdwörtern wurden für diese Seite zusammengefasst. Fragen zu zur Herkunft einzelner Wörter werden auf den Wörterseiten beantwortet.
Woher kommen die Fremdwörter?
Aus welchen Ländern und Sprachen sind die vielen Fremdwörter zu uns gekommen? |
Diskussion
Einführung
Jede gesprochene Sprache verändert sich fortlaufend. Es kommen neue Wörter hinzu und andere werden nicht mehr gebraucht und verschwinden wieder aus unserem Gebrauchswortschatz. | |
Bei den Wörtern, die heute neu zu uns kommen, sind viele Wörter aus der englischen Sprache, z. B. Computer, E-Bike, Hobby, Kabine, Laser, Meeting, online, Party, Pullover, Recycling, Shampoo, Shop, Story, Team, trainieren | |
Wenn wir diese Wörter nur hören, dann können wir einige Wörter leicht als Fremdwörter erkennen. Die Wörter Hobby, Party, Shampoo und Story haben am Wortende einen Vokal, der für deutsche Wörter ungewöhnlich ist. Bei den Wörtern Computer, Kabine, Pullover, Recycling und trainieren kann dir die Betonung helfen und bei den Wörtern E-Bike, Laser, Meeting, Team und Shop wirst du noch andere Hinweise brauchen, um auf diese Fremdwörter aufmerksam zu werden. (Hinweise, woran wir Fremdwörter erkennen können, findest du auf der Seite Fremdwörter erkennen.) | |
Heute lernen Schüler*innen schon sehr früh in der Schule die englische Sprache. Dabei entwickeln sie auch ein Gespür für die Aussprache und die korrekte Schreibung dieser meist aus dem Amerikanischen zu uns eingewanderten Wörter. Und daher sind auch die aufgeführten Beispielwörter oft kein Problem für die richtige Schreibung. | |
Doch das war nicht immer so. Die meisten Fremdwörter, die wir verwenden, kommen nicht aus der englischen sondern der griechischen und lateinischen Sprache. So sind beispielsweise viele Begriffe aus dem medizinischen Bereich von griechischen (z. B. Allergie, Antibiotikum, Diagnose, Hygiene, Karzinom) oder von lateinischen Wörtern (z. B. Akupunktur, Hospital, Infekt, Infusion, operieren, Patient) abgeleitet. | |
Viele Fremdwörter schreiben wir anders als wie wir es nach den Rechtschreibprinzipien für deutsche Wörter erwarten. Wenn du also ein Gespür dafür hast, woher die Fremdwörter kommen, dann kannst du aufmerksam werden und wenn du unsicher bist das Wort im Wörterbuch nachschlagen. | |
Woher kommen die Fremdwörter? Dieser Frage geht mein Rechtschreibteam auf dieser Seite nach. |
Die Herkunft der Wörter - interessant und hilfreich
Woher kommen die Fremdwörter
Die Sprache der Griechen und Römer
Wir wissen nicht, wie die alten Ägypter oder die Phönizier oder Germanen gesprochen haben. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen der Sprache eines bedeutenden Reiches im Mittelmeer, die noch heute gesprochen wird, ist die Sprache der Griechen. |
Griechenland war ab etwa dem 5. Jahrhundert v. Chr. das kulturelle und wissenschaftliche Zentrum im Mittelmeerraum. Seit dieser Zeit gibt es viele schriftliche Aufzeichnungen, Geschichten (Mythologie), philosophische, politische und Texte aus wissenschaftlichen Bereichen. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Römer nach und nach den gesamten Mittelmeerraum und auch weite Teile nördlich der Alpen. Klicke auf das rechte Bild. Du kannst dann die Entwicklung des römischen Reiches von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. verfolgen. |
Auch in der Hochzeit des Römischen Reiches sprachen die gebildeten Römern nicht nur Latein sondern auch griechisch. Für die Römer war die griechische Sprache das, was heute für uns die englische Sprache ist. Das war die Grundlage dafür, dass sich viele griechische Wörter mit den Römern verbreiteten und bis heute in fast allen europäischen Sprachen erhalten haben. Viele Wörter haben die Römer auch an die eigenen Sprachgewohnheiten angepasst. Daher sind viele Fremdwörter zwar aus der lateinischen Sprache zu uns gekommen, haben aber ihren Ursprung bei den Griechen. |
Nach dem Zerfall der römischen Reiches entstand das sogenannte Heilige römische Reich deutscher Nation (8. Jahrhundert - Kaiser Karl der Große bis 1806).
Es waren die Klöster, in denen im Mittelalter Texte geschrieben und die Bibel vom Griechischen ins Lateinische übersetzt und abgeschrieben wurde. Und natürlich wurde in den Klöstern Latein gesprochen und die christlichen Gottesdienste auf Latein gehalten. Es waren also nicht nur die politischen und wissenschaftlichen sondern auch die christlich-religiösen Wörter die häufig einen griechisch-lateinischen Ursprung haben. Dieses Kirchenlatein ist eine vereinfachte Form der lateinischen Sprache der Römer. In dieser Schriftsprache wurden im westeuropäischen Sprachraum alle amtlichen Dokumente verfasst. Es war die Sprache der Diplomatie und der Wissenschaft.
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In der „normalen Bevölkerung“ wurde in regionalen Dialekten gesprochen, bayrisch, niederdeutsch sächsisch usw. Diese Dialekte haben sich von der germanischen über die althochdeutsche Sprache regional entwickelt. In der gebildeten Bevölkerung wurde dagegen Kirchenlatein gesprochen und geschrieben. Und so haben sich auch im germanischen Sprachraum die vielen griechischen und lateinischen Wörter erhalten.
Schau dir einmal das rechte Diagramm an. Der gesamte Kreis gibt die Fremdwörter aus dem Wortschatz der Grundwörter der deutschen Gegenwartssprache an. Mehr als die Hälfte aller Fremdwörter sind aus der griechischen oder (kirchen-)lateinischen Sprache abgeleitet.
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Auch heute werden in den Wissenschaften Wörter griechischen oder lateinischen Ursprungs aufgegriffen. Dabei werden immer wieder Personen aus der griechischen oder lateinischen Mythologie ungewollt erneut berühmt. Hier einige Beispiele aus dem Bereich der Raumfahrt: |
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Diese Namen für Raumsonden zeigen, dass griechische und lateinische Wörter nicht nur in den klassischen Wissenschaften (Medizin, Biologie, Chemie, Physik ...), sondern auch in modernen Bereichen durchaus beliebt sind. Das ist der Grund dafür, dass von der lateinischen und griechischen Sprache auch heute noch über die Hälfte aller Fremdwörter gestellt werden. |
Wörter aus romanischen Sprachen
Auch von den Nachfahren der Römer, den Italienern haben wir viele Wörter übernommen. Nach dem Mittelalter blühten die großen Städte im Norden Italiens, z. B. Venedig, Mailand, Genua, Florenz. Diese Zeit zwischen dem 15. und Anfang 18. Jahrhundert nennen die Geschichtswissenschaftler auch Renaissance. |
Es waren reiche Kaufmannsfamilien (z. B. die Medici aus Florenz), die Wissenschaftler, Künstler, Architekten, Entdecker, Erfinder, Philosophen und Dichter anlockten und finanzierten. Christoph Kolumbus aus Genua (1451-1506), Leonardo da Vinci (1452-1519), Michelangelo (1475-1564) und Galileo Galilei (1564-1642) aus Florenz, Antonio Giacomo Stradivari (1644-1737) Geigenbauer aus Cremona, Antonio Vivaldi (1678-1741) Komponist aus Venedig, um nur einige berühmte Persönlichkeiten aus dieser Zeit zu nennen, die in Oberitalien lebten. |
Aus dieser Zeit haben wir viele italienische Wörter aus den Bereichen
übernommen.
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Neben Italien war es vor allem Frankreich, das diese und die folgende Epoche prägte. Aus Frankreich sind in dieser Zeit (15. bis 18. Jh.) Wörter aus den Bereichen Kunst, Theater, Mode sowie Essen und Trinken in unsere Sprache eingewandert. |
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Die Zeit nach dem Mittelalter war auch eine Zeit der Kriege in Mitteleuropa. Zunächst lokale Kriege in Italien, dann in den den deutschsprachigen Gebieten (Dreißigjähriger Krieg 1618-1648) und schließlich (nach der französischen Revolution ab 1789) die Kriege von Napoleon Bonaparte, die ganz Europa von Portugal bis Russland erfassten (1792 bis 1815). Viele Wörter aus dem militärischen Bereich sind in dieser Zeit in die deutsche Sprache eingewandert. |
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Die französischen Wörter sind häufig von italienischen oder direkt von lateinischen Wörtern übernommen worden. |
Fremdwörter aus anderen romanischen Sprachen sind im Vergleich zu französisch und italienisch eher selten. 1492 überquerte Christoph Kolumbus den Atlantik. Darauf folgten lange Eroberungskriege durch Spanien und Portugal. Die Seefahrer brachten im 16. und 17. Jahrhundert aus den neuen Kolonien in Südamerika und Afrika viele Pflanzen und Tiere mit, die in Europa bis dahin unbekannt waren. Sie übernahmen dabei die Begriffe der indigenen Bevölkerung oder führten neue Wörter ein, die meist von lateinischen Begriffen abgeleitet waren. Hier einige Beispiele: |
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Im 19. Jahrhundert bildeten sich aus den ehemaligen spanischen und portugiesischen Kolonien neue Staaten. In Brasilien wurde Portugiesisch und in den anderen lateinamerikanischen Staaten Spanisch die neue Amtssprache. Nun gelangten neben den Wörtern aus der Botanik auch Wörter aus den Bereichen Musik, Politik und anderen Lebensbereichen als Fremdwörter in die deutsche Sprache. auch hierzu einige Beispiele: |
Wörter aus dem angloamerikanischen Sprachraum
Über Jahrhunderte hinweg sind Wörter aus anderen Sprache in die deutsche Sprache eingewandert. Je nachdem, welches Land im europäischen (und später international) Sprachraum in einem Zeitraum wirtschaftlich oder militärisch bedeutend war, wurden aus dieser Sprache auch neue Begriffe in unsere Sprache übernommen. |
Zunächst waren es griechische, dann lateinische, nach dem Mittelalter vor allem italienische und französische Wörter, die als Fremdwörter in die deutsche Sprache eingewandert sind. Nach den Bestrebungen Im neunzehnten Jahrhundert folgte das Zeitalter der industriellen Revolution. Diese ging von England aus und breitete sich über Frankreich auch nach Deutschland aus. |
Obwohl England (und später auch Amerika) im neunzehnten Jahrhundert die bedeutende Wirtschaftsmacht war, sind in dieser Zeit nun wenige englische Wörter in die deutsche Sprache übernommen worden. |
Der Grund hierfür war eine nationale Bewegung, die nicht nur Deutschland, sondern viele Länder Europas und Nordamerikas erfasste. In Nordamerika war es der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (Ende des 18. Jahrhunderts). Auch im deutschen Staatenbund gab es eine revolutionäre Bewegung (Märzrevolution), die ihren Höhepunkt in der ersten demokratisch gewählten Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche erreichte. |
Diese Entwicklung hatte auch Auswirkung auf die deutsche Sprache. Man sprach deutsch! Fremdwörter waren nicht mehr „modern“. Später, in der nationalsozialistischen Diktatur waren neue Wörter aus anderen Sprachen nicht mehr erwünscht. So kam es, dass bis Mitte des zwanzigsten Jahrhundert die meisten Wörter aus anderen Sprachen „eingedeutscht“ oder durch deutsche Wörter ersetzt wurden. Hier ein paar Beispiele: |
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Im zwanzigsten Jahrhundert (vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg) übernahmen wir immer mehr Wörter aus dem angloamerikanischen Sprachraum.
Hier ein paar Beispiele von Wörtern aus verschiedenen Bereichen. Diese sind im zwanzigsten Jahrhundert aus der englischen Sprache in die deutsche Sprache übernommen worden.: |
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Und heute? Im einundzwanzigsten Jahrhundert ist in fast allen Bereichen der Wirtschaft, Technik, Medizin, den digitalen Medien und in der Wissenschaft Englisch zur Standardsprache geworden. Auf Konferenzen in großen Firmen, in Vorlesungen an vielen Universitäten, in international agierenden politischen Systemen ist die englische Sprache vorherrschend. |
Entscheidend aber ist, dass heute englische Wörter und Mehrwortausdrücke ganz selbstverständlich in der Alltagssprache verwendet. Welche Wörter als Fremdwörter Eingang in die deutschen Sprache und Wörterbücher finden wird sich erst in vielen Jahren oder Jahrzehnten zeigen. |
Eingewanderte Wörter aus verschiedenen Sprachen
Über Jahrhunderte hinweg sind Wörter aus anderen Sprache in die deutsche Sprache eingewandert. Je nachdem, welches Land im europäischen (und später international) Sprachraum in einem Zeitraum wirtschaftlich oder militärisch bedeutend war, wurden aus dieser Sprache auch neue Begriffe in unsere Sprache übernommen. In den Fremdsprachen dominieren die alten antiken Sprachen griechisch und lateinisch sowie die hiervon abgeleiteten romanischen Sprachen. In der heutigen Zeit werden viele neue Wörter aus der angloamerikanischen Sprache. |
Alle anderen Sprachen spielen in unseren Fremdwörtern eine untergeordnete Rolle. Einerseits sind viele Wörter aus Lateinamerika und Afrika über andere Sprachen (z. B. spanisch, französisch, englisch) vermittelt zu uns gekommen. Andererseits sind es oft nur wenige Themenbereiche, die aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, z. B. niederländische Wörter aus dem Bereich der Seefahrt, norwegische Wörter zum Bereich Wintersport oder Begriffe des Kampfsportes aus Japan.
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Hier einige Beispiele aus verschiedenen Sprachen, die direkt, also ohne die Vermittlung einer anderen Sprache, in unsere Sprache übernommen wurden: |
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Namen
Es gibt viele verschiedeneNamen: Vornamen, Familiennamen, Ländernamen, Namen für Gebirge, Flüsse, Städte, Landschaften, Völker usw. usf. In Wörterbücher werden in der Regel nur jene Namen aufgenommen, die in übertragenem Sinn gebraucht werden oder wenn die Person, der Ort etc. Namensgeber für etwas Anderes war. Hier ein paar Beispiele: |
Celsius, Temperaturmessung, 18. Jh. - Anders Celsius, schwedischer Physiker
Fes, Kopfbedeckung, 19. Jh. - Fès, Name marokkanische Stadt Gamasche, Bekleidungsstück für Fuß und Bein, 17. Jh. - Ghadames, Ort in Libyen Kaolin, Gestein, 18. Jh. - Kaolin, benannt nach einem Ort in der Provinz Jiangxi Musselin, locker gewebter Baumwollstoff, 18. Jh. - Mossul, Stadt im Nordirak röntgen, Röntgenstrahlen, 19. Jh. - Wilhelm Conrad Röntgen, Wilhelm Conrad Röntgen salomonisch, weise wie Salomo, 17. Jh. - Salomo, König Salomo, 10. Jh. v. Chr. Saxophon, Blasinstrument, 19. Jh. - Antoine Joseph Sax, Antoine Joseph Sax Schlawiner, grenzüberschreitende Person (sowohl positiv als auch negativ), 20. Jh. - Schlawiner, Slowenien Semit, semitische Sprachfamilie (arabisch, hebräisch, ...), 18. Jh. - Sem (Bibel), ältester Sohn Noahs Silur, Erdzeitalter vor ca. 410 bis 440 Mio. Jahren, 19. Jh. - Silurer, Volksstamm aus dem heutigen engl. Wales Silvester, letzter Tag des Jahres, 4. Jh. - Silvester I., Bischof von Rom, 4. Jh. Sodom, zügelloses, lasterhaftes Geschehen - Sodom und Gomorra, biblische Städte nördlich vom toten Meer |
In der Regel bleibt die Schreibung eines Namens über die Zeit unverändert. Das kannst du gut an Familiennamen beobachten. Aber das ist ein ganz anderes Thema. |
Weiterführende Informationen
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, aus welchem Land einzelne Fremdwörter in unsere Sprache eingewandert sind, dann findest du einige Wörterlisten auf der Seite Weiterführende Informationen zur Herkunft der Fremdwörter. Dort sind auch verschiedene Quellen aufgeführt.
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